[1749] NYMPHAE, arum, Gr. Νύμφαι, ῶν, (⇒ Tab. II.)
1 §. Namen. Diesen haben sie nach einigen von νεὸς, neu, und φαίνεθαι, erscheinen, weil sie immerzu als wieder jung erscheinen, Eustath. ap. Voss. Etymol. in Lympha, p. 350. nach andern kömmt er von λύμφη, Wasser, Scalig. ap. Becmann. in Nympha, p. 749. und, nach den dritten, von dem Ebräischen nuph, tröpfeln. ausgießen, weil sie eigentlich Göttinnen des Wassers sind, Voss. Theol. gent. l. II. c. 78. oder auch von dem phönicischen Nephas, oder Nephesch, welches so viel, als eine Seele bedeutet, weil man glaubete, daß sie Seelen der Verstordenen wären. Cleric. ad Hes. Theog. v. 187. Meursius [1749] ap. banier. Entret. XI. P. I. p. 337. Dess. Erl. der Götterl. III B. 572 S.
2 §. Ursprung. Einige machen den Ocean zu ihrem Vater, Orpheus Hymn. L. v. 1. andere wollen, daß sie aus den Bäumen, zuförderst den Eichen, entstanden. Pausan. ap. Spanh. ad Callim. Hymn. in Delum v. 83. Die Meliä von ihnen entstunden aus dem Blute des Cölus, da ihm Saturn das männliche Glied wegschnitt; Hesiod. Theog. v. 187. und viele einzele hatten auch einzele Personen zu ihren Aeltern, als die Liläa den Cephisus, Pausan. Phoc. c. 33. p. 675. u.s.f. daß also ihr Ursprung überhaupt nicht anzugeben steht.
3 §. Wesen und Unterschied. Sie waren zwar Göttinnen, allein doch nicht unsterblich, ob sie wohl sehr lange lebeten. Pausan. Phoc. c. 31. p. 670. Einige setzen ihre Zeit auf 9720, Hesiod. ap. Plutarch. de Orac. defectu c. 18. p. 415. T. II. andere aber gar auf 934120 Jahr, also nämlich, daß ein Mensch 96 Jahr, eine Krähe neunmal so lange, als ein Mensch, ein Hirsch viermal so lange, als eine Krähe, ein Rabe dreymal so lange, als eine Krähe, ein Phönix neun mal so lange, als ein Rabe, und eine Nymphe zehn mal so lange, als ein Phönix, lebe. Id. ex Interpret. Ausonii Idyll. 18. Sie waren hiernächst Ammen des Bacchus, Göttinnen der Hirten, Jungfrauen, tanzeten mit dem Pan auf den Bergen, oder erwiesen sich doch sonst stets lustig, gaben einen angenehmen Geruch von sich, beschützeten Vieh und Thiere, und schaffeten mit dem Bacchus und der Ceres den Menschen ihren Unterhalt. Orpheus Hymn L. v. 3 sqq. Sie waren nach den unterschiedenen Orten ihres Aufenthalts
I. Himmlische, Ὀυρανίαι oder Cœlestes, welche den Himmelskreisen vorstunden;
II. Irdische, Ἐπίγειαι oder Terrestres. Diese unterschied man in
Oreaden, die sich auf den Bergen aufhielten;
Lemoniaden, die sich auf den Wiesen befanden;
Napäen, deren Aufenthalt die Thäler waren;
[1750] Dryaden, die sich in den Wäldern aufhielten;
Hamadryaden, deren Sitz einzelne Bäume waren;
III. Wassernymphen, Ephydrides, oder Aquaticæ, die ebenfalls wiederum waren
Nereiden, oder Meernymphen;
Potamiden, od. Flußnymphen;
Naiaden, oder Brunnennymphen, und
Limnaden, oder Seenymphen.
Zu allen diesen kamen noch die Atlantiden, Caberiden, Dodoniden, Cithäroniaden, Coryciden, Anigriden, Ismeniden, Sithniden, Amnisiaden, Ioniden, Heresiden, Thysiaden, Nyseiden, Mycalesiden, u.s.f. und die, welche ihren besondern Namen nach bekannt sind, als Akakallis, Akamarchis, Aega, Aegeria, Aegle, Agno, Amalthea, Amphithoe, Argyra, Asia, Bolina, Kallisto, Kassotis, Krenis, Cyane, Daulis, Echenais, Echidna, Echo, Egnatia, Eunika, Garamantis, Helice, Ithome, Juturna, Lara, Lotus, Malis, Melione, Mintha, Neda, Nycha, Orphne, Philyra, Salmacis, Sagaritis, Themis, Thetis, Thisoa, und A.M. Man kann solche an ihren Orten besonders nachsehen. Sie waren sehr schön von Gesicht, Haaren und Brust. Gorlæus ap. Kipping. A. R. l. I. c. 7. §. 6. Wenn sie aber jemanden begegneten, so wurde solcher insgemein wahnwitzig; Festus l. X. p. 210. jedoch dadurch auch fähig, künftige Dinge vorher zu sagen. Paus. Messen. c. 27. p. 267. Ihre Beleidiger wußten sie hart genug zu bestrafen, und verwandelten unter andern den Terambus wegen seiner Schmähreden in einen Vogel. Anton. Liberal. c. 22. Dagegen riß Jupiter einer von ihnen, der Lara, die Zunge aus, und ließ sie in die Hölle führen, Ovid. Fast. II. v. 599. Juno aber beraubete die Echo der Sprache. Id. Metam. III. v. 562. Andere waren noch andern Schicksalen unterworfen.
4 §. Verehrung. Man opferte ihnen Oel und Milch, Theocrit. Idyll. V. v. 53. imgleichen Lämmer, Id. ib. v. 149. und Honig, Nat. Com. l. V. c. 12. [1751] weil sie sowohl dieses, als jenes dem Aristäus zu zubereiten gewiesen. Schol. Theocr. ad l. c. So hatten sie auch zu Rom ihren besondern Tempel, in welchem insonderheit die Tabulæ Censoriæ aufbehalten wurden, den aber P. Clodius deswegen anstecken ließ. Cic. pro Milon. c. 27. Die Feste, welche ihnen zu Ehren gefeyert wurden, hießen Nymphea. Dergleichen war auf seine Art auch der Ἄγων Δώριος, welcher ihnen, dem Apollo und dem Neptun von den Städten Lindus, Alysus, Kamerus, Kos und Knidus auf dem Berge Triopus gefeyert wurde. Schol. Theocr. ad Idyll. XVII. v. 69.
5 §. Bildung. In derselben haben sie eben nichts besonders, was sie von andern Frauenspersonen unterschieden und eigentlich kenntlich machte. Nur sind sie gemeiniglich leicht und vielmal bloß halb bekleidet, wie man aus verschiedenen Gemmen sehen kann, auf welchen sie oft mit den Faunen in Gesellschaft in allerhand Verrichtungen angetroffen werden. Lipperts Daktyl. 1 Taus. 484–486 N. Auf einem findet man ihrer zwo die Venus waschen und salben, welche in der Mitte zwischen ihnen steht, und der einen, die eine Büchse in der Hand hat, welche sie aufmachet, mit dem Finger anweist, wo sie will geschminket seyn. Mus. Florent. T. I. t. 82. n. 3. & Gori ad il. p. 158. Man will auch drey derselben auf einer sicilianischen Münze finden, welche die Nymphen seyn sollen, die dem Herkules die warmen Bäder daselbst gewiesen haben; wiewohl sie eben kein Merkmaal davon zeigen. Begeri Thes. Brand. T. I. p. 365. Sonst werden die Wasser- und Brunnennymphen wohl mit einem Kruge vorgestellet, aus welchem Wasser fließt; wie man denn drey derselben so auf einem Gelübde findet, deren jede dabey ein Blatt in der Hand hat. Auf einem andern sieht man auch deren drey mit der Diana, die nur unterhalb bekleidet sind und mit beyden Händen eine Muschelschale vor sich halten. Montfauc. Ant. expliq T. I. P. II. pl. 220. p. 386.
6 §. Eigentliche Bewandniß. Manche wollen, daß sie nichts, als die natürliche [1752] Feuchtigkeit der Dinge gewesen, wodurch sie ihr Wachsthum erlangen. Voss. Theol. gent. l. II. c. 78. & Nat. Com. l. 5. c. 12. Andere machen auch wohl bloße Schäferinnen, oder ehemals vornehme, und sonst berühmte Frauenzimmer aus ihnen, die etwan ihre Luft am Jagen gehabt, oder sich vor Verdruß in die Wälder begeben, oder auch sonst zufälliger Weise in selbigen, oder im Wasser umgekommen sind. Banier Entret. XI. ou P. I. p. 339. Dess. Erl. der Götterl. III B. 573 S. Da auch bey den Atlantiern alle Frauenspersonen ordentlicher Weise Nymphen hießen: Diod. Sic. l. III. p. 136. so vermuthet man, daß ihr Daseyn wohl daher entsprungen seyn möchte. Ban. a. a. O. 574 S. Jedoch glaubeten auch einige, daß es gewisse Teufel wären, welche in angenommener Frauengestalt den Menschen auf den Bergen erschienen. Schol. Theocr. ad Idyll. III. v. 11.
Hederich-1770: Dodonínae Nymphae
Buchempfehlung
1587 erscheint anonym im Verlag des Frankfurter Druckers Johann Spies die Geschichte von Johann Georg Faust, die die Hauptquelle der späteren Faustdichtung werden wird.
94 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro