Ochna

[1761] OCHNA, æ, Gr. Ὄχνη, ης, eine Tochter des Kolonus, zu Tanagra, verliebete sich in ihren Anverwandten, den Eunostus, einen züchtigen und sittsamen Jüngling. Er wollte aber ihrem ungeziemenden Anmuthen nicht willfahren, sondern wies sie mit Verachtung und Unwillen ab, und stund im Begriffe, sich bey ihren Brüdern, Ochenus und Leo zu beschweren. Allein, Ochna kam ihm zuvor und erdichtete, Eunostus hätte sie mit Gewalt um ihre Ehre gebracht. Sie stelleten demselben also hinterlistig nach und räumeten ihn aus dem Wege. Sein Vater, Elieus, [1761] aber ließ sie deswegen greifen und ins Gefängniß legen. Ochna hatte Mitleiden mit ihnen, und es reuete sie nunmehr, was sie gethan hatte. Voller Verwirrung also entdeckete sie den ganzen Handel dem Elieus, welcher ihn denn ihrem Vater Kolonus hinterbrachte, nach dessen Urtheile ihre Brüder das Land räumen mußten. Ochna wollte seinen Spruch nicht erwarten, sondern stürzete sich von einem Felsen hinunter: dem Eunostus aber wurde eine Kapelle gewiedmet. Plutarch. Quæst. græc. n. 40. p. 300. T. II. Opp.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1761-1762.
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