Oenóne

[1775] OENÓNE, es, Gr. Ὀινώνη, ης, Cebrens, eines Flusses, Tochter und Gemahlinn des Paris, erlernete von der Rhea die Wahrsagerkunst, und rieth daher ihrem Manne, sich ja nicht auf die Schifffahrt nach der Helena zu begeben. Da er sich nun nicht wollte abrathen lassen, so sagte sie ihm, er würde verwundet werden, und es würde ihn niemand, denn sie, heilen können. Dieß geschah auch mit einem Pfeile des Herkules von dem Philoktetes. Da er nun nirgends Hülfe fand, so machte er sich wieder zu der Oenone auf den Idas, die ihm aber wegen der an ihr begangenen Untreue nicht helfen wollte. Er ließ sich also nach Troja zurückbringen, und starb bald darauf. Indessen reuete es die Oenone, daß sie ihn hülflos von sich gelassen, gieng ihm daher nach, und, als sie sah, daß er schon hin war, so ergriff sie einen Strick und erhieng sich. Apollod. l. III. c. 11. §. 6. Sie hatte aber mit solchem Paris den Korythus gezeuget, welcher dem Priamus zu Hülfe gieng. Weil er nun ungemein schön war, so liebete ihn Helena, wofür ihn aber Paris selbst hinrichtete. Parthen. Erot. c. 34. An sich war sie sonst eine Nymphe. Ovid. [1775] Heroid V. v. 20. Einige geben sie für des Xanthus Tochter aus. Cnipping. ad Ovid. l. c. Sie soll sich mit in den brennenden Scheiterhaufen gestürzet haben, worauf Paris verbrannt worden. Cointus ap. Tzetz. ad Lycophr. v. 61. Nach andern soll sie sich von einem Thurme herunter gestürzet haben; Lycophr. v. 64. und nach den dritten vor Schmerzen vergangen seyn, als ihr des Paris Leiche zugebracht worden. Dict. Cret. l. IV. c. 21. & ad eum Fabra l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1775-1776.
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