Erdwärme

[594] Erdwärme, nennt man theils die äußere Wärme der Erde, ihrer Oberfläche und der Luft, theils die innere Wärme derselben von einer gewissen Tiefe an. Die äußere Temperatur der Erde hängt zum größten Theile ab von der Einwirkung der Sonnenstrahlen, sie nimmt deßhalb nach dem Aequator hin zu, gegen die Pole hin ab; die mittlere Temperatur unter dem Aequator beträgt 22° R., bei uns in den tiefen Niederungen 7°. Eine gleiche Abnahme der Wärme zeigt sich bei der Erhebung in senkrechter Richtung, und man findet, daß bei jeder weitern Erhebung von ungefähr 600–800' (verschieden nach den örtlichen Verhältnissen) die mittlere Wärme um 1° abnimmt, bis endlich in einer gewissen Höhe der im Winter gefallene Schnee auch im Sommer nicht mehr schmilzt: Schneegränze, Gränze des ewigen Schnees. Die Höhe dieser Schneegränze ist verschieden nach dem Unterschiede der Temperatur in horizontaler Richtung, am höchsten unter dem Aequator, bis 15000', mit beständiger Abnahme gegen die Pole hin bis zu dem ewigen Eise der Polargegenden. Unabhängig von der äußeren Wärme der Erde ist ihre innere eigene Wärme, E. im engeren Sinn. Die Temperaturverhältnisse der Erdoberfläche nämlich äußern ihre Wirkung nur bis zu einer gewissen Tiefe der Erdrinde; von da an herrscht allein die eigene Wärme der Erde. Die Tiefe, in welcher dies der Fall ist, ist nicht überall gleich, sondern sie wächst vom Aequator nach den Polen zu, und beträgt in den Tropen ungefähr 1', in Deutschland gegen 60', im nördl. Sibirien trifft man bisweilen sogar bis 230' Tiefe im hohen Sommer noch gefrorenen Boden. Von dieser Gränze der äußern und innern E. an zeigt sich beim weitern Eindringen eine gleichmäßige Zunahme der Wärme, im Durchschnitt auf je 100' Tiefe 1° C.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 594.
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