[165] des Paares, dessen Vermählung wir eben beigewohnt haben.
Wir, die Freunde sind es, welche die Feier veranstalten. Sehr unpassend wäre es, wollten die Jubilare selbst, – ob es sich nun um den Erinnerungstag einer Hochzeit, eines Amtsantritts, oder sonst ein Jubiläum handelt – den Tag ausposaunen; auch die nächsten Angehörigen dürfen es nicht thun, es ist Sache der Freunde, ihn im Gedächtnis zu behalten und untereinander eine passende Feier zu verabreden. Sind damit doch immer Geschenke verbunden; schon deshalb wäre es seitens der zunächst Beteiligten höchst unzart, auf den Tag aufmerksam zu machen.
Da alle Jubiläen in ziemlich der gleichen Weise begangen werden, so begnügen wir uns, die silberne Hochzeit zu besprechen, welche die silbernen Myrten vor anderen voraus hat.
Die üblichste und schönste Art der Feier ist, für den Abend des Festtages ein Mahl zu veranstalten, zu dem die Freunde das Jubelpaar und dessen Angehörige einladen. Natürlich geschieht dies einige Tage vorher; dadurch sind die Betreffenden dann auch vorbereitet, am Morgen des Tages die Gratulanten zu empfangen. Arrangieren die Freunde das Festmahl nicht, so können die Jubilare nicht wohl umhin, ein solches zu geben, was für das nun[165] alternde Paar an dem ohnehin so bewegten Tage immer lästig ist.
Die Gratulationsbesuche werden zur gewöhnlichen Zeit, mittags zwischen elf und ein Uhr gemacht. Die Geschenke sind eben so mannigfaltig, wie bei der grünen Hochzeit, nur daß man das Silber überall anzubringen sucht. Vor allem darf der Silberkranz mit Sträußchen nicht fehlen; die nächsten Freunde verehren diese Insignien des schönen Festes gewöhnlich dem Jubelpaar, das dieselben dann unter Glas und Rahmen aufzubewahren pflegt. An Bouketts mit silberner Manschette, silbernen Initialen u. dgl. fehlt es natürlich nicht, und auch der Haushalt wird, trotz seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens, wohl noch den einen oder anderen silbernen Gegenstand gebrauchen können.
Die »Silberbraut« trägt an dem Tage, und zumal abends bei dem Feste ein silbergraues Seidenkleid und im Haar den silbernen Kranz; der Jubilar schmückt den unvermeidlichen Frack mit dem silbernen Sträußchen. In manchen Gegenden ist es Sitte, daß das Jubelpaar von dem Geistlichen nochmals eingesegnet wird; in der Regel aber ist das Fest mit keiner religiösen Feier verbunden, sondern ein reines Familienfest, welches die Kinder und Enkel, wenn solche schon vorhanden, oft von fernher den[166] Eltern zuführt, das alle Freunde, die sie ein Viertel Jahrhundert hindurch erworben oder noch von früher her bewahrt haben, um sie versammelt und allen zeigt, daß, ob auch die Leidenschaft entflohen, die Liebe geblieben ist.
Nach nochmals fünfundzwanzig Jahren kann das Paar dann die goldene, nach weiteren zehn die diamantene Hochzeit feiern. Glücklich das Ehepaar, dem eine so lange Zeit gemeinsamen Lebens beschieden, und das in dem Alter noch befähigt und geneigt ist, frohe Feste zu begehen!
Wir schließen an die Familienfeste ein Ereignis an, das meistens auch als ein Fest in der Familie betrachtet wird: wir meinen den Besuch von Freunden im Hause, oder