III.
Umriß einiger Gemüths-arten, die von den gewöhnlichen abweichen.

[360] Die ersten, welche hier einen Platz zu verdienen scheinen, sind: die ausnehmend freundlichen, gefälligen, verbindlichen und übergütigen Menschen, die, ohne begreifliche Ursache und ohne die gewöhnlichen Stufen der Freundschaft, von dem ersten gleichgültigen Bekanntschaftmachen bis zur innigen Vertraulichkeit, durchzugehn, dir gleich bei der ersten oder zweiten Zusammenkunft mit ungemeiner Herzlichkeit entgegenkommen, dich mit übertriebenen Lobsprüchen überhäufen, dir in allem zu Gefallen zu leben[360] sich bestreben, und um deine Freundschaft mit einer Andringlichkeit buhlen, welche selbst dann noch auffallend scheinen müßte, wenn man auch den Fall annehmen wollte, daß ein gewisses anziehendes Gleichgefühl, wovon man freilich Beispiele hat, die Ursache davon wäre. So weit meine eigenen Erfahrungen über Leute, die sich so bezeigen, reichen, muß ich sie sämmtlich in drei Klassen ordnen. Die eine davon besteht aus Menschen von sehr beschränkten Geisteskräften, die bei ihrer übermäßigen Freundlichkeit und Gefälligkeit gar nichts Arges im Schilde führen, sondern die Aeußerungen ihres Wohlwollens bloß deswegen übertreiben, weil sie in der That nur wenig für Andere zu empfinden vermögen, und doch theils aus Gutmüthigkeit, theils aus Mangel an anderweitigem Stoffe zur Unterhaltung, recht viel zu empfinden scheinen wollen. Bei diesen ehrlichen Leuten bedarf es keiner sonderlichen Behutsamkeit; man erkennt sie auf den ersten Blick, und weiß das Uebertriebene ihrer Aeußerungen auf seinen wahren Werth herabzusetzen. Die zweite Klasse enthält eine Art dichterischer Seelen, die, wie in allen Dingen, so auch in den Menschen mehr sehen, als da ist; die aus ihren Romanen und Schäfergedichten überspannte Begriffe von edlen Menschen, wie von der Freundschaft zwischen solchen, eingesammelt haben, und bei denen es nur einer kleinen Anregung ihrer Einbildungskraft und ihres Dichtungsvermögens bedarf, um sie zu überreden, in dem[361] ersten besten ganz gewöhnlichen Menschen den übermenschlichen Seelenbruder oder die übermenschliche Seelenschwester gesunden zu haben, deren Dasein sie lange geahnet und nach deren Bekanntschaft sie sich heimlich lange schon gesehnet hatten. Auch mit diesen hat es keine Gefahr, weil hier gleichfalls gar nichts Arges, sondern nur Ueberspannung, Empfindelei und Unbekannntschaft mit Menschen zum Grunde liegt. Die Glut ihrer schönen schwärmerischen Empfindungen verzehrt sich nach und nach von selbst; und wenn man nur kein Narr gewesen ist, in ihre dichterischen Hochgefühle einzugehn oder auf die ununterbrochene Fortdauer derselben zu rechnen: so hat es auch damit weiter nichts zu sagen. Ich werde indeß nachher von dieser Klasse noch insbesondere reden müssen. Die dritte endlich besteht aus staatsklugen Weltleuten, denen die übermäßige Freundlichkeit und Gefälligkeit entweder zu einer Gewohnheit, bei der sie nichts mehr denken, geworden ist, oder die in besondern Fällen eine bestimmte Absicht dabei haben, die nicht immer zu den uneigennützigen und guten gehört. Und diese sind es eigentlich, welche eine besondere Aufmerksamkeit und Vorsicht erfodern.

»Man kann lächeln und immer lächeln, sagt Shakespear, und doch ein Schurke sein;« eine Bemerkung, die sich im menschlichen Leben so oft bestätiget,[362] daß sie den Menschenkenner nicht mehr befremden kann.

Es ist überhaupt rathsam, gegen alles, was sprungweise geschieht, wobei sich ein Mißverhältniß zwischen Ursache und Wirkung äußert, und was über die Gränzen der gewöhnlichen Natur hinauszuschweifen scheint, bis zu weiterer Aufklärung mißtrauisch zu sein. Nun ist es aber nicht in der Natur, daß Jemand ohne Unterlaß bei gleichgültigen oder gar verdrießlichen Dingen lächelt, den Fall einer großen Dummheit ausgenommen; nicht in der Natur, wenigstens in der gewöhnlichen nicht, daß man schwärmerisch für jemand eingenommen sei, mit dem man nur so eben erst in Bekanntschaft geräth, den Fall einer empfindsamen und romanhaften Seelenstimmung ausgenommen: die Klugheit erfordert daher, so oft uns unnatürliche Erscheinungen dieser Art vorkommen, daß man sein Urtheil darüber – wenigstens aufschiebe; und die Zwischenzeit dazu anwende, erst die Frage aufs Reine zu bringen: zu welcher von den eben beschriebenen Klassen unser Mann eigentlich zu rechnen sei, zu der der Einfaltspinsel, der Empfindsamen oder der Weltklugen? Die Entscheidung hierüber kann nicht sehr schwierig sein, weil jede, von diesen Klassen ihr unverkennbares unterscheidendes Gepräge hat. Findet sichs nun, daß der Herr oder die Dame in der Frage zu her ersten oder zu der[363] zweiten Klasse gehören: so bedarf es weiter keiner großen Behutsamkeit mit ihnen. Es ist genug, ihre zuckersüße Güte nur Freundlichkeit anzunehmen, so wie man etwa ein geschenktes Zuckerbrödchen (Bon-Bon) zu sich steckt, nicht weil man eine sonderliche Herzstärkung darin zu besitzen glaubt, sondern weil man artig ist, und den Geber nicht beleidigen will. Findet sichs hingegen, daß man mit einem Wesen aus der dritten Klasse zu thun habe; so ist abermahls zu untersuchen, ob sein ausnehmend freundliches und verbindliches Benehmen bloß zur Gewohnheit gewordene Hofmanier und Hofgeschwätz sei, oder ob eine bestimmte Absicht dabei zum Grunde liege, und worin diese Absicht denn wol eigentlich bestehen möge? Das, was sich aus dieser Untersuchung ergibt, muß unser eigenes Betragen bestimmen. Findet sich das Erste, so läuft die ganze Sache wiederum auf ein Zuckerbrödchen hinaus, welches man zu sich stecken kann, auch wenn man eben kein Liebhaber davon ist. Findet sich das Letzte, und hat man also Ursache zu vermuthen, daß in dem Zuckerbrödchen irgend etwas stecke, welches man uns auf eine gute Weise beizubringen gemeint ist: so ist man kein Narr, sogleich damit zum Munde zu fahren; sondern man untersucht erst, zieht auch wol gescheute Leute darüber zu Rathe, um erst zur Gewißheit zu gelangen, was es eigentlich sein möge und worauf es abzwecke. Eigene Klugheit gibt das Uebrige dann von selbst an die Hand.[364]

»Leute deines Alters, sagt ein bekannter weltkluger Engländer1 zu seinem Sohne, haben insgemein eine unbehutsame Offenherzigkeit und Leichtgläubigkeit an sich, die sie zum leichten Raube und Spielwerke der Listigen und Erfahrnen macht. Jeden Betrüger und Thoren, der ihnen sagt, er sei ihr Freund, halten sie wirklich dafür, und erwiedern die Betheurung verstellter Freundschaft mit einem unbesonnenen, unumschränkten Vertrauen, allezeit zu ihrem Schaden, oft gar zu ihrem Verderben. Hüte dich vor diesen angebotenen Freundschaften! Nimm sie zwar mit großer Höflichkeit, aber auch mit großer Ungläubigkeit auf, und erwiedere sie bloß mit Artigkeiten, nicht mit Vertrauen. Laß nicht deine Eitelkeit und Selbstliebe dir die Einbildung beibringen, daß die Leute auf den ersten Anblick oder bei geringer Bekanntschaft deine wirklichen Freunde würden! Wahre Freundschaft wächst langsamer auf, und kommt niemahls fort, wenn sie nicht auf einen Vorrath bekannter gegenseitiger Verdienste gepfropft wird.«


Ich habe in dem vorstehenden Abschnitte einigemahl der Empfindsamen und der Empfindler erwähnen müssen. Da diese Menschenklasse in den letzten zwanzig Jahren sich, zum großen Schaden der[365] Menschheit, in Deutschland fürchterlich vermehrt und mancherlei vorher unbekannte Leiden verbreitet hat: so verdient sie, ungeachtet sie jetzt Gottlob! in merklicher Abnahme begriffen ist, hier einen besondern Platz. Ich bin aber so oft veranlaßt worden, meine Beobachtungen darüber mitzutheilen, daß ich zu dem, was ich schon an mehren Orten davon geschrieben habe, nicht viel mehr hinzuzusetzen finde.2 In der Sammlung meiner Reisen z.B. gab ich, und zwar im ersten Theile S. 256, folgende Kennzeichen davon an.

»Empfindsame Leute nennt man solche, die ein gar zu zartes und gar zu lebhaftes Gefühl haben, und da durch sowol zur Führung eines zufriedenen Lebens, als auch zur Erfüllung solcher Pflichten, welche Kaltblütigkeit, zuweilen auch Unempfindlichkeit und Strenge erfodern, in einem gewissen Grade unfähig geworden sind. Empfindler nennt man sie besonders dann, wenn in der Aeußerung jener zarten und lebhaften Gefühle etwas Gesuchtes, Kleinliches und Albernes wahrgenommen wird. Diesen Fehler trifft man – und zwar bald als wirkliche Empfindsamkeit, bald als nachäffende Empfindelei – bei[366] solchen Personen beiderlei Geschlechts, besonders aber des weiblichen, an, welche durch eine stillsitzende, weichliche Lebensart ihren Körper verzärtelten; dabei durch häufiges Lesen der Dichter und anderer sogenannter schönen Geister ihr Empfindungsvermögen bis zum Uebermaße verfeinerten und ihrer Einbildungskraft einen für die übrigen Seelenkräfte nachtheiligen Schwung gaben; sich dadurch und durch die überspannten Gefühle, denen sie nun häufig unterworfen waren, nach und nach an Leib und Seele schwächten, von aller anstrengenden körperlichen Geschäftigkeit entwöhnten, und zu den meisten Verrichtungen des menschlichen Lebens, welche nicht durch schöne Worte, Seufzer und Thränen, sondern durch Kraftanwendung zu Stande gebracht sein wollen, unfähig machten. Ich will dir einige Merkmahle angeben, woran du Leute dieser Art, welche gewiß allemahl unglückliche Leute sind, leicht wirst erkennen können. Wenn du z.B. hörst, daß ein Frauenzimmer von nichts lieber, als von ihren Lesereien, besonders den dichterischen und romanhaften, schwatzt; wenn sie die Einsamkeit sucht, um ungestört und unbeobachtet müssigen Empfindungen, Einbildungen und Liebeleien nachzuhängen; wenn sie bei schönen Naturgegenständen, in einer hübschen Gegend, bei einem murmelnden Bache, beim Anblicke des Mondes oder beim Gesange der Nachtigall, nicht, wie unser Einer, froh und heiter wird, sondern in Schwermuth hinsinkt und[367] bange Seufzer ausstößt oder Thränen vergießt; wenn sie die Küche beschicken soll, und nicht im Stande ist, ein Huhn abzuschlachten oder nur abschlachten zu sehn; wenn sie, ohne erhebliche Ursachen, und besonders dann unthätig zu seufzen, zu wimmern, zu weinen oder in Ohnmacht zu sinken pflegt, wann sie zuspringen, thätig sein und helfen sollte; und endlich, wenn du siehst, daß sie ihr Hauswesen in Unordnung gerathen läßt, weil sie lieber ihren schönen Lesereien, ihrem zärtlichen und schönen Briefwechsel und ihren Grillen nachhängt, als diejenigen häuslichen und wirthschaftlichen Geschäfte verrichtet, welche sie verrichten sollte: dann wisse, daß eine solche Person zu derjenigen Klasse gehört, von der ich hier rede.«


Noch verdienen folgende unterscheidende Züge von der Denkungsart dieser Menschengattung besonders ausgezeichnet zu werden:


1. daß sie von her menschlichen Bestimmung hienieden, von den menschlichen Pflichten und von dem, was schön, gut und edel genannt zu werden verdient, sich nicht bloß einseitige, sondern oft ganz verkehrte Begriffe zu machen pflegen. Indem sie nämlich den wahren Zweck unsers Daseins, den, alle unsere körperlichen und geistigen Kräfte und Fähigkeiten durch eine nützliche Berufsthätigkeit auszubilden und dadurch uns und Andere zu beglücken,[368] durchaus verkennen, und sich bloß auf den Gebrauch und die Uebung ihres Empfindungsvermögens und ihrer Einbildungskraft einschränken: so überreden sie sich, daß die Bestimmung des Menschen, wenigstens die der besseren und edleren, nicht sowol auf Handlungen, als vielmehr auf gewisse, zwar seine und schöne, aber auch müssige Gefühle gehe, denen sie zur Veredelung der menschlichen Natur, auch wenn sie noch so thatenlos bleiben, eine gar große Wirkung beimessen. Sie glauben daher, die Absicht ihres Daseins hienieden nicht besser erreichen und zu der übermenschlichen Vollkommenheit höherer Wesen sich nicht geschwinder und sicherer erheben zu können, als wenn sie die gewöhnlichen menschlichen Geschäftsarten, welche Aufmerksamkeit, Fleiß und Anstrengung erfodern, bei denen es aber nichts zu empfindeln und zu faseln gibt, den von ihnen sogenannten gröbern Seelen überlassen, indeß sie selbst durch eigene Hirngespinnste und empfindsame Lesereien sich in einen Zustand geistiger Beschauung und überspannter Empfindung zu versetzen suchen. Sittlich schön und gut ist dann in ihren Augen – nicht was nach den Gesetzen der Ordnung und der Gerechtigkeit geschieht – sondern was, wenn es dichterisch beschrieben wird, ein schönes Gemälde macht, Rührungen erwecken, Thränen auslocken kann; und edel nennen sie, nicht denjenigen, der, bevor er handelt, erst überlegt, was seine Pflicht erfodert und wie er am gemeinnützigsten handeln[369] könne, sondern vielmehr den, der sich entweder von dem ersten dem besten Eindrucke bestimmen läßt, oder der vor lauter Drang und Empfindung gar nicht zum Handeln kommen kann, sondern sich bloß auf leidenschaftliche, bühnenmäßige Aeußerungen seiner überschwenglichen Gefühle einschränkt. Man kann daher in den Augen dieser Leute ein sehr edler Mensch, und doch zugleich faul, unordentlich, aufgeblasen, zänkisch und ungerecht sein. Der ganze Begriff, den sie sich von der Tugend überhaupt machen, ist größtentheils von der einzigen Tugend des Mitleids abgezogen, welche sie unverständiger Weise so weit zu treiben pflegen, daß sie oft in Ungerechtigkeit gegen Andere, oft in Albernheiten ausartet.


2. Alle diese Leute schlagen fast in keiner Sache die Mittelstraße ein. Uebertreibung ist das allgemeine Gepräge ihrer Empfindungen, Urtheile, Ausdrücke und Handlungen. Alles, was auf ihre empfindlichen Nerven entweder einen sanften oder herben Eindruck macht; alles, was ihren abenteuerlichen und überspannten Begriffen von der Welt und von dem menschlichen Leben in derselben sich entweder nähert, oder davon abgeht, das ist ihnen entweder herrlich, himmlisch, göttlich, oder über allen Ausdruck abscheulich und häßlich. Selbst die Menschen, je nachdem sie in ihre hohen überirdischen Gefühle entweder einstimmen oder nicht, sind in ihren Augen entweder[370] Engel oder Ungeheuer. Und weil das Letzte sich Gottlob! weit öfter, als das Erste ereignet: so ist es sehr natürlich, daß sie


3. sich auch häufiger in einem leidenden, als in einem heitern und glücklichen Gemüthszustande befinden. Alle Augenblick stoßen sie in der wirklichen Welt auf Gegenstände und Begebenheiten, welche sie in Arkadien, der Heimath ihrer schönen Seelen, niemahls gefunden, niemahls erlebt hatten. Bei jedem Schritte in die menschliche Gesellschaft kommen ihnen Menschen in die Quere, die mit den Menschen ihrer Einbildung nicht die mindeste Aehnlichkeit haben. Was Wunder, daß sie sich überall verwaiset, überall getäuscht, überall gedrückt und bedrängt fühlen! Was Wunder, daß sie am Ende dahin kommen, die Welt für ein Jammerthal zu halten, in dem man nichts besseres thun könne, als girren, seufzen, weinen und jammern!


Was nun unser Verhalten in Ansehung dieser empfindsamen und empfindelnden Menschen betrifft; so siehst du, liebe Tochter, nunmehr wol ohne meine Erinnerung ein:


1. Daß es gar nicht rathsam sei, sich mit Leuten dieses Schlages in irgend eine enge Verbindung oder Vertraulichkeit einzulassen. Denn was würde die[371] Folge davon sein? Die, daß man entweder ihnen ähnlich zu werden und in alle ihre überspannten Begriffe und Empfindungen einzugehen sich bemühen müßte, oder daß die Verbindung sich bald von selbst, und zwar zu gegenseitigen Unwillen, wieder zerschlagen würde. Und dann pflegt der Haß dieser Leute eben so ausschweifend zu sein, als ihre Liebe war.


2. Daß besonders eine junge Person deines Geschlechts sich vor der wirklichen oder verstellten Empfindsamkeit des unsrigen in Acht zu nehmen habe, weil die Folgen in beiden Fällen, besonders in dem letzten, sehr bedenklich und ernsthaft für sie werden können. Der wirklich empfindsame Jüngling würde, wenn seine Empfindsamkeit nicht gerade in alberne und abgeschmackte Empfindeleien ausartete, am Ende wahrscheinlich doch einigen Eindruck auf sie machen, weil sie nach und nach nicht ermangeln würde, das Uebertriebene seiner empfindsamen Aeußerungen ihrer eigenen Liebenswürdigkeit und seiner ausnehmenden Verehrung gegen sie zuzuschreiben. Der verstellte Empfindsame hingegen – deren es gleichfalls gibt – würde seine Absicht, die, oft teufelisch genug ist, und auf nichts geringeres geht, als die Unschuld, die Ehre und die ganze Glückseligkeit einer jungen Person zu morden, noch leichter erreichen, weil dieser zugleich klug genug sein würde, seine erkünstelten Gefühle in ihren Ausbrüchen so zu mäßigen und abzustufen, daß[372] sie keinen lächerlichen oder widerlichen Eindruck machten. In beiden Fällen also, und vornehmlich in dem letzten, würden die Vernunft, die Gemüthsruhe und die Unschuld einer jungen Person, die solchen Leuten die mindeste Annäherung und Vertraulichkeit erlaubte, in große Gefahr gerathen.


3. Daß die Empfindsamen zu den meisten Geschäften des menschlichen und bürgerlichen Lebens unbrauchbar, wenigstens unzuverlässig, sind, und daß man also, wenn man umhin kann, sich Keinen ihres Schlages zugesellen müsse, wenn es darauf ankommt, irgend ein beträchtliches und fortdauerndes Geschäft mit vereinigten Kräften zu verrichten. Denn wie bald würde man erleben, daß er jede etwas anhaltende Anstrengung zu beschwerlich, den ihm übertragenen Theil der Geschäfte zu einförmig, zu trocken, zu wenig nahrhaft für Geist und Herz fände, und daß er dem zufolge entweder die übernommene Pflicht vernachlässigte, oder das Band, welches euch zu gemeinschaftlicher Wirksamkeit verknüpfte, plötzlich und gewaltsam wieder entzweirisse! Ruckweise wird der Empfindsame so gut, als Einer, vielleicht noch kräftiger wirken; aber dann auch plötzlich die Hände wieder sinken lassen, still stehn oder zur Seite springen, und das gemeinschaftliche Werk mehr aufhalten als fördern. Aber die meisten Geschäfte des Lebens sind ein Weg, der Schritt vor Schritt gegangen, nicht[373] unter Luft- und Seitensprüngen zurückgelegt sein will. Man schicke also die Lustspringer jeder Art auf die Bühne, wohin sie gehören, und suche sich zu Gefährten auf dem Wege des Lebens und der Geschäfte Leute aus, welche Schritt zu gehen wissen.


Die Vollkommenheit des Menschen erwächst, wie ich schon mehrmahls angedeutet habe, aus einer verhältnißmäßigen Entwickelung, Stärkung und Veredelung aller seiner Kräfte. Jede einseitige Ausbildung, und das dadurch entstehende Uebergewicht der Einen menschlichen Kraft über die andere, zieht unfehlbar irgend eine Unvollkommenheit und Verschlimmerung des ganzen Einzelwesens (Individuums) nach sich. Ist es das Empfindungsvermögen, welches ausschließlich geübt und bis zum Hervorragen verstärkt wird: so entstehen, wie wir oben gesehen haben, Empfindsame; ist es die Einbildungskraft und das Dichtungsvermögen, der diese ausschließende Uebung und Stärkung widerfährt: so entstehen Schwärmer. Beide sind nahe mit einander verwandt; beide sind sogar oft in Einer und ebenderselben Person vereiniget; bei dem Empfindsamen immer, bei dem Schwärmer zuweilen; die gesunde Vernunft und der schlichte Menschenverstand bleiben bei beiden zurück.[374]

Ein Schwärmer ist also ein Mensch, dessen Einbildungs- und Dichtungskraft ein entschiedenes Uebergewicht über alle seine übrigen Seelenkräfte, besonders über den Verstand und über die Vernunft erlangt haben. Der Name, womit man diese Leute belegt, ist sehr wohl gewählt, weil er ein passendes Bild von dem Zustande ihres Kopfes darbietet. Er ist, wie du siehst, von dem sogenannten Schwärmen der Bienen entlehnt. Was geschieht bei diesen? Es ist Eine unter ihnen, um welche die andern alle unruhig und unordentlich herumsumsen und herumflattern; welcher die andern alle blindlings folgen, indem diese sie aus dem düstern Stocke, der ihnen zu enge wird, an das Tageslicht und in die weite Welt mit sich fortreißt, bis der Zufall ihr einen Ort darbietet, wo sie mit allen ihren Gefährten sich anzuhängen für gut findet. Wahrlich ein treffendes Bild von dem, was in der Seele des Schwärmers geschieht! Auch in ihr ist Eine fruchtbare und hervorstechende Hauptvorstellung, die Mutter und Königinn der übrigen, auf welche die übrigen alle sich beziehen, an welche die übrigen alle sich anzuhängen suchen, mit welcher die übrigen alle hervorzubrechen und in die weite Welt zu flattern sich bestreben. Dunkel ist das Innere her kleinen Bienenbehausung, in welcher nur ein einziger blendender Lichtstrahl durch die schmale Oeffnung fällt: und so ist es auch in des Schwärmers Kopfe beschaffen, in welchem nur einige einzelne Begriffe und Vorstellungsarten[375] arten erleuchtet zu sein pflegen, indeß Dunkelheit die übrigen umhüllt. Unordentlich, wild und unaufhaltbar schwärmt die junge Bienenbrut aus der ihr zu enge gewordenen Behausung hervor, und wehe der unvorsichtigen Hand, die sie zurück zu halten oder ihren Flug zu mäßigen und zu ordnen versuchen wollte; und siehe! gerade eben so unordentlich, wild und unaufhaltbar drängt sich die Brut der Einbildungskraft aus des Schwärmers Kopfe hervor; und wehe dem ruhigen und vernünftigen Zuschauer, der sie fest zuhalten, zu untersuchen und zu berichtigen wagt! Er wird hier, wie dort, empfindlich gestochen werden. –

Einer der allgemeinsten und entscheidendsten Züge in der Gemüths- und Sinnesart des Schwärmers ist der, daß er an allen Gegenständen seiner Vorstellungen gemeiniglich nur Eine Seite, und zwar diejenige sieht, die auf seine Lieblingsmeinungen und Vorurtheile die nächste Beziehung hat. Auf diese Eine Seite heftet sich sein ganzer Seelenblick; für alle andere Seiten des nämlichen Gegenstandes hat er von Stunde an weder Auge noch Ohr. Diese Ein-engung seiner Vorstellungen auf einen einzigen Fleck ist der Brennstrahl, der auf den Zunder seiner Einbildungskraft fällt. Augenblicklich steht dieselbe in hellen Flammen, welche ein täuschendes Zauberlicht rund um sich her verbreiten. Nun ist er ein Seher, ein aus der wirklichen Welt Entrückter, her ohne Hülfe der sinnlichen Werkzeuge Dinge[376] hört und sieht, oder vielmehr zu hören oder zu sehen wähnt, welche kein anderes Auge gesehn, kein anderes Ohr gehört hat, und welche in keines andern Menschen Herz gekommen sind! Wunderbare Bilder, Schattenwesen und Fratzen flattern in dämmerndem Lichte vor dem Spiegel seiner Einbildungskraft; er glaubt sie mit leiblichen Augen zu sehen, mit Händen sie zu greifen und zu halten, und er ist von seinem eigenen Dasein nicht fester, nicht inniger überzeugt, als von dem ihrigen. Sein Blut geräth dabei in Wallung, seine Augen funkeln, seine Stimme erhebt sich, seine Sprache ist die Sprache eines Begeisterten, eben so dunkel, eben so verdreht, eben so hochfliegend und volltönend! Mitleidig oder verachtend sieht er auf alle die schwachen, kalten und wässerichten Seelen hinab, welche seine Offenbarungen nicht zu fassen, seine Gesichte nicht zu sehen, dem hohen Sternfluge seiner Einbildungsfähigkeit nicht nachzukommen vermögen, sondern mit bleiernen Füßen noch immer an der Erde haften, indeß er selbst schon lange den höchsten Fixstern zurückgelegt hat, und welche sich wol gar erkühnen, den Gegenstand seiner begeisterten Vorstellungen umzuwenden, um auch die andern Seiten desselben in Augenschein zu nehmen.

Gemeiniglich ist jeder Schwärmer auch zugleich ein Fanatiker, d.h., ein Schwärmer in religiösen Dingen. Kein Wunder; denn nirgends findet seine[377] wilde Einbildung ein weiteres Feld, als gerade hier, sobald sie nur erst über die engen Gränzen einer vernünftigen und aufgeklärten Gotteslehre in den unendlichen Raum des Aberglaubens hinüber gesprungen ist. Da ist der rechte Himmelsstrich der Schwärmerei; da wachsen Träumereien und Hirngespinnste, wie Schwämme an sumpfigen Orten, mit einer Geschwindigkeit und in einer Menge hervor! Da gibt es der morgenländischen Bildreden, die sich deuten lassen, wie man will, da gibt es der dunkeln oder verstümmelten Schriftstellen, aus denen man herauserklären kann, was man Lust hat, da gibt es also der Veranlassungen zu Träumereien, der Scheinbeweise zur Unterstützung her allerwidersinnigsten Grillen so unendlich viele! Wie sollte also der, welcher nun einmahl Lust und Hang zum Schwärmen hat, nicht lieber hier, wo ihm das Unendliche offen steht, als innerhalb der Gränzen natürlicher Dinge rasen wollen, wo Vernunft und Erfahrung unbescheidener Weise ihm bald hier bald da den Schlagbaum vorschieben?

Vernunft und Erfahrung – das sind die beiden Erbfeinde der Schwärmerei überhaupt und der Glaubenswuth (Fanatismus) insonderheit! Auf Erfahrung sich stützende und durch Philosophie erhellte Vernunft – oder mit einem Worte: Aufklärung! – das ist der sichere Prüfstein, woran du[378] den Schwärmer und Fanatiker ganz unfehlbar wirst erkennen können! Bist du nämlich noch zweifelhaft, ob jemand in diese Klasse gesetzt zu werden verdiene oder nicht, und liegt dir etwas daran, eine zuverlässige Auskunft darüber zu erhalten: so laß nur einmahl das unschuldige Wort Aufklärung fallen, und fasse deinen Mann dabei ins Auge. Siehst du, daß er danach tritt, indem seine Blicke sich röthen, seine Lippen sich zusammenpressen: so höre auf zu zweifeln, und besorge länger nicht, daß du ihm zu viel thun mögest. Denn es ist unmöglich, daß derjenige, der ein Verächter und Feind der aufgeklärten Vernunft ist, nicht auch ein Schwärmer sein sollte, er müßte denn, was sich freilich auch wol fügt, ein stumpfer Dummkopf sein3, der sich von Andern wider das Wort hätte einnehmen lassen, ohne zu wissen, was, dem allgemeinen Sprachgebrauche nach, darunter verstanden wird.

In Ansehung jeder Art von Schwärmern nun, besonders aber in Ansehung der Religionsschwärmer,[379] ist mein wohlmeinender, auf vielfache Erfahrung gegründeter Rath dieser: halte dich, mein Kind, so fern als möglich von ihnen! Denn erstens würdest du doch nie ihre Art zu empfinden, zu denken und zu handeln dir zu eigen machen wollen, und ich getraue mich, es zu hoffen, sie, wenn du es auch wolltest, dir nie zu eigen machen können, ungeachtet das Sprichwort sagt, daß Schwärmerei, wie der Schnupfen, ansteckend sei; und zweitens ist es einer allgemeinen Erfahrung gemäß, daß Leute dieser Art gemeiniglich unzuverlässige, oft sogar gefährliche Menschen sind. Jenes, weil man nie von einem Tage zum andern sicher ist, daß ihre Schwärmerei, welche heute diese Richtung genommen hat, nicht vielleicht morgen schon eine andere, wol gar eine ganz entgegengesetzte nehmen werde; dieses, weil es nicht bloß möglich ist, sondern auch wirklich geschieht, daß auch arglistige und schurkische Menschen die Larve irgend einer Art von Schwärmerei, besonders die der geheimen Künste und der Rechtgläubigkeit vorstecken, um hinter derselben ihre menschenfeindlichen, selbsüchtigen und betrügerischen Absichten auszuführen. Du hast seit einigen Jahren häufig von dem Unsinne und dem Unfuge reden hören, den die Schwedenborge, Schröpfer, Saintgermains, Gasnere, Cagliostro's, die sogenannten Magnetiseurs und andere Häupter dieses Gelichters in der Welt getrieben haben: aber wisse, daß diese allgemein bekannt gewordenen und öffentlich[380] entlarvten Schwärmer und Betrüger bei weiten nicht die einzigen sind, die in unsern Tagen die Menschen, um sie zu ihrem Vortheile zu lenken und zu plündern, zu vernunftlosen langohrigen Thieren zu machen suchten und noch suchen, indem sie ihnen den Gebrauch der Vernunft untersagen, ihren Verstand durch abgergläubige Fratzen verfinstern, und ihr Herz durch listige Vorspiegelungen hoher, geheimnißvoller und übernatürlicher Dinge, die ihnen aufgeschlossen werden sollen, so zu bestricken und an sich zu fesseln wissen, daß sie forthin nur ihnen machen können, was sie nur wollen. O es gibt dieser Betrüger, auch nachdem jene schon entlarvt und öffentlich gebranntmarkt sind, noch eine große Menge, die bald unter dieser, bald unter jener Gestalt erscheinen, ihren abergläubigen Unsinn bald in diese, bald in jene Form gegossen haben, und die Einfältigen in allen Ständen, besonders in den höhern, bald auf diese, bald auf jene Weise schändlich zu berücken wissen.

Du, mein Kind, merke dir, um vor Betrügern dieser Art immer sicher zu sein, die Lehre, die ich schon ehemahls an einem andern Orte4 für dich und andere Personen deines Alters niederschrieb:[381]

»Das Geheimnißvolle, Dunkle und Unbegreifliche in den Reden und Handlungen gewisser Menschen, erweckt bei Vernünftigen allemahl einen gegründeten Verdacht gegen sie. Wer sich zu verstecken sucht, der fürchtet sich, entdeckt zu werden; und wer die Entdeckung scheut, der bat entweder schon Böses gethan, oder geht damit um, es noch zu thun. Rechtschaffenheit und wahre Weisheit wollen weder schimmern, noch verborgen sein; sie gehen ihren stillen und geraden Gang am hellen Tage fort, unbekümmert, ob man sie bemerke oder nicht. Sie suchen sich keinen Anhang zu machen, am wenigsten einen verborgenen, und wenn sie, zur Beförderung ihrer gemeinnützigen Wirksamkeit Verbindungen einzugehn für nöthig erachten: so verheelen sie weder das Ziel, wonach sie streben, noch die Mittel, deren sie sich dazu bedienen wollen. Sie führen nicht ins Dunkle, und verlangen nicht, daß man an sie glaube; sondern sie wünschen und verlangen, daß man sie und ihre Handlungsarten untersuche und aufkläre, je mehr je lieber. Wer Glauben, statt Untersuchung, verlangt; wer Wunder, statt Beweisen, verspricht; wer in geheimnißvollen Zusammenkünften geheimnißvolle Dinge verheißt, und die Wahrheit, statt sie immer mehr und mehr vor den Augen seiner Brüder zu enthüllen, geflissentlich zu verschleiern und in unbegreifliches Dunkel zu hüllen sucht: der kann weder ein Weiser, noch ein Menschenfreund sein; der gibt vielmehr eben hiedurch[382] deutlich genug zu erkennen, daß er verborgene unlautere Absichten hege; und von dem thut Jeder, der nicht angeführt sein will, wohl, sich entfernt zu halten, so weit er kann. Das räth die gesunde Vernunft, und die Erfahrung sagt Ja! dazu.«


Noch verdient eine besondere Art von Schwärmern hier ausgezeichnet zu werden, die ich, in Ermangelung eines eigenthümlichen Namens, die sittlichen nennen muß. Diejenigen, welche die Dienste oder den Beutel derselben in Anspruch nehmen, pflegen sie Menschenfreunde zu nennen. Aber vernimm erst, was für eine Art von Leuten ich eigentlich meine.

Ich meine solche, die den Ruf eines hohen Grades von Menschenfreundlichkeit und Wohlthätigkeit haben, weil sie hei jeder Gelegenheit, wo es zu helfen oder zu geben gilt, sich unter den herbeieilenden Dienstfertigen, Hülfreichen und Freigebigen gemeiniglich als die Ersten und Eifrigsten zu zeigen pflegen. Ist ein Nothleidender zu unterstützen: so sind sie es, die ihren Beutel am geschwindesten und am weitesten öffnen. Entsteht eine Feuersbrunst, oder ein ähnlicher Unfall: so sieht man sie, es sei bei Tage oder bei Nacht, zuerst auf dem Platze, um durch Rath und That zu Hülfe zu eilen. Soll irgend etwas Gemeinnützliches, Vaterländisches[383] oder Weltbürgerliches zu Stande gebracht werden: so zeichnet sich ihre Unterschrift vor allen andern durch eine außerordentliche Milde und Freigebigkeit aus. Kurz, gibt es irgendwo, es sei in der Nähe oder in der Ferne, ein öffentliches Werk der Menschenliebe, der Mildthätigkeit und der Großmuth zu bestehen: so kann man sicher sein, sie unter denen, die sich dazu angeben, allemahl zuerst zu finden. Ein großer, ruhmwürdiger, gottheit-ähnlicher Karakterzug!

Nur Schade, Schade, daß nicht immer auch alles Uebrige in dem Karakter und in der Handlungsweise dieser so edel scheinenden Menschenfreunde, der Ehrfurcht gemäß ist, die jener rühmliche Zug uns nothwendig gegen sie einflößen muß! Schade, daß es sich nur gar zu oft ereignet, daß freigebige Wohlthätigkeit und großmüthige Anstrengung bei öffentlilichen Gelegenheiten, die einzige, einzeln dastehende und zweideutige Tugend sind, deren Lob sie sich zu erwerben streben! Denn eben diese Menschenfreunde – kannst du es glauben, mein Kind? – erfüllen oft nicht die ersten, gemeinsten und nothwendigsten Pflichten der Gerechtigkeit und Redlichkeit; borgen, und bezahlen nicht; lassen Handwerker und Künstler für sich arbeiten, und entziehen oder verkürzen ihnen ihren wohlverdienten Lohn; leeren die Gewölbe der Kaufleute aus, und vergessen, daß sie dafür ihre Schuldner wurden; sind oft unordentlich in ihren Geschäften,[384] träge und nachlässig in her Abwartung ihrer täglichen Berufspflichten; stellen zum Vergnügen ihrer Freunde Gastmähler und Schmausereien von dem sauern Schweiße unbezahlter, nach Brod seufzender Arbeiter, oder gar von anvertrauten Geldern armer Witwen und Waisen an! Mit Einem Worte, diese feurigen, thätigen, rastlosen Menschenfreunde, welche auf jede Gelegenheit zu pralenden Werken der Mildthätigkeit und der Großmuth Jagd machten, waren nicht selten eine Geißel für die ganze übrige Gesellschaft, indeß sie die Schutz-engel der Hülfsbedürftigkeit zu sein schienen.

Du staunst, mein Kind? Kannst es nicht fassen, daß so viel Schönes und Häßliches, so viel Sanftes und Hartes, so viel Tugend und Laster in einer und eben derselben Seele zusammen sein können? Siehe hier den Schlüssel zu diesem Räthsel.

Alle Menschen dieser Art – nur die wirklich Edlen unter ihnen, die ich nachher bezeichnen werde, ausgeschlossen – lassen sich füglich in zwei Klassen ordnen. Die Einen sind das, was sie scheinen, wirklich aus innerem Antriebe eines weichen und mitleidigen Herzens; die Andern aus staatskluger List und Verschlagenheit. Jene fehlen dabei aus Schwäche und Irrthum des Verstandes, indem sie sich thörichter Weise überreden, daß die ganze Tugend des Menschen nur in solchen[385] Aeußerungen des Mitleids und der Wohlthätigkeit gegen Elende und Hülfsbedürftige bestehe, und daß man also allen seinen Pflichten als Mensch, als Bürger und Christ, vollkommen Genüge thue, wenn man nur recht viel glänzende Werke der Freigebigkeit und der Barmherzigkeit verrichte; diese brauchen dergleichen Werke zu Angelhaken, um die Herzen gutmüthiger, aber schwacher Menschen zu fahen, sich einen Anhang zu machen, überall Einfluß zu bekommen, und sich überall gepriesen und bewundert zu sehen. Beide können ja also, bei allem ihren wirklichen oder angenommenen Mitleid gegen Arme, Kranke, Nothleidende und Hülfsbedürftige, noch immer sehr unbillig, sehr pflichtvergessend und ungerecht gegen Andere sein, welche nicht zu den Gegenständen ihrer angeblichen Menschenliebe gehören, weil sie weder arm, noch krank, noch hülfsbedürftig sind. Auch können die glänzenden Ergießungen ihrer Wohlthätigkeit, um welcherwillen der kurzsichtige Theil der Menschen sie bewundert und vergöttert, in der That sehr tadelnswürdige und strafbare Handlungen sein, wenn sie nämlich mit Vernachlässigung irgend einer höhern oder dringenderen Pflicht, besonders mit Hintansetzung der Gerechtigkeit geschehen. Höre also auf, dich über das Widersprechende in dem Karakter und in den Handlungen dieser Leute zu wundern; und vernimm nun, wie du es anzufangen habest, um von[386] ihrer einseitigen oder gar heuchlerischen Tugend dich nicht blenden oder hintergehen zu lassen.

So oft dir Jemand ausstößt, der von Menschenliebe und von Begierde nach Werken der Mildthätigkeit zu glühen scheint: so suche, bevor du über ihn urtheilst, erst über folgende Fragen zur Gewißheit zu gelangen: hat der Mann, der so mildthätig ist, auch sein eigenes Haus versorgt? Ist unter seinen Verwandten, Hausgenossen und Freunden Keiner, dem das mit Unrecht entzogen wird, was seine Freigebigkeit auf Fremde verwendet? Ist er niemand etwas schuldig, und hält er dem Arbeiter nie seinen verdienten Lohn vor? Ist er nicht bloß wohlthätig, sondern auch gerecht gegen Jedermannn; nicht bloß mitleidig, sondern auch fleißig, ordentlich und treu in seinen Berufsgeschäften; nicht bloß gütig gegen Elende und Bedrängte, sondern auch billig gegen seine Dienstboten, freundlich und sanft gegen Alle, welche von ihm abhangen oder in naher Verbindung mit ihm stehen? Thut er das Gute, was er thut, so weit es geschehen kann, im Stillen; wenigstens immer ohne pharisäisches Gepränge, ohne Ansprüche auf Lob und Bewunderung zu machen, ohne sich dadurch zur Eitelkeit und zum Hochmuthe verleiten zu lassen? Kurz, verrichtet er nie eine wirkliche oder scheinbare Handlung der Gutherzigkeit mit Hintansetzung der Gerechtigkeit gegen Andere, und erlaubt er sich also[387] nie, gewissenlos zu sein, um wohlthätig und großmüthig zu scheinen?

Können alle diese Fragen mit Bestand der Wahrheit zu seinem Lobe beantwortet werden: dann beuge deine Knie, mein Kind, so oft du seinen ehrenwerthen Namen nennen hörst; denn es ist der Name eines der edelsten Sterblichen, eines vollendeten Rechtschaffenen! Kann dieses aber nicht geschehen, und ist es also klar, daß Mitleid und Wohlthätigkeit die einzige abgerissene Tugend oder gar die heuchlerische Larve seines Karakters sind: so höre auf, ihn zu bewundern; weiche seinen Zudringlichkeiten aus, und habe so wenig Gemeinschaft mit ihm, als du kannst. Denn sicher ist er in diesem Fall entweder ein über seine Pflichten schlecht unterrichteter und sehr schwacher Mensch, oder – ein absichtsvoller Heuchler!


Eine mit diesen verwandte, aber noch viel schlechtere und zugleich gefährlichere Menschen- art sind die Frömmler oder Religionsheuchler: Leute, welche hei einem, von wahrer Gottesfurcht und Gewissenhaftigkeit leeren Herzen, die Wörter, Gott, Christus, und Religion ohne Unterlaß im Munde führen; sich auf ihre angebliche, für sehr verdienstlich gehaltene Rechtgläubigkeit, d.i., steife Anhänglichkeit an gewisse alten Formeln, viel zu gute thun; Jeden, der von[388] seiner eigenen gewissenhaften Ueberzeugung sich gezwungen sieht, von diesen Formeln auch nur im geringsten abzuweichen, sogleich als einen Feind Gottes und der Religion hassen, verschreien und verfolgen; alle äußerliche Religionsgebräuche mit der größten Emsigkeit und Pünktlichkeit verrichten, und in einem gedankenlosen Herplärren wortreicher Gebete und Lieder ihre Frömmigkeit, ihre Tugend und ihr Christenthum setzen; darauf ihren Vorzug vor Andern und die Hoffnung einer ihnen gebührenden ewigen Glückseligkeit gründen; übrigens aber weder um die Befolgung der sittlichen Vorschriften der Religion, noch um den Geist des Christenthums, welcher in Demuth, Friedfertigkeit, Duldsamkeit und Rechtschaffenheit des Herzens besteht, sich nur im mindesten bekümmern. Bedarf es mehr, als dieser kurzen Schilderung, die ich wahrlich nicht nach selbstgeschaffenen Gedankenwesen, sondern nach wirklichen Menschen, die gar nicht selten gefunden werden, entworfen habe, um dir diese verhaßten christlichen Heuchler in ihrer ganzen Unwürdigkeit darzustellen? Diese Heuchler, sage ich; denn daß die Frömmlinge aller Religionen und Glaubensinnungen, die mit ihrer Frömmigkeit prunken, das in der Regel wirklich sind, hat keinen Zweifel. Ein Gefäß, das klingt, ist zuverlässig leer; und ein Mensch, der Gott und Religion ohne Unterlaß im Munde führt, hat beide sicher nicht im Herzen. Wer beide im Herzen hat, der äußert es nicht durch Worte, sondern durch Thaten; der freuet[389] sich seines Schatzes im Stillen, und es ist ihm sehr gleichgültig, ob Andere es bemerken oder nicht, so wie gemeiniglich nicht der wirklich Wohlhabende, sondern nur derjenige der für reich gehalten zu werden wünscht, ohne es zu sein, nur erworbenen Schätzen pralt. Ich habe Leute gekannt, die mit einem Herzen voll Wohlwollen und Rechtschaffenheit die rauhesten Flüche ausstoßen konnten, Flüche, von denen Sterne sagt: »daß der einschreibende Engel in der Himmelskanzelei eine Thräne darauf fallen lasse, um sie wieder auszulöschen:« aber nie habe ich Andächtler gesehn, Leute, welche in ihren Blicken, Mienen, Geberden und Worten eine außerordentliche Frömmigkeit an den Tag zu legen suchten, von denen es sich nicht bei jeder Thatenprobe gezeigt hätte, daß sie scheinheilige Larventräger waren, die ihre ganze Gottseligkeit in den häufigen Gebrauch frommklingender Wörter, in die öftere Anführung biblischer Stellen, und in die genaue Beobachtung gottesdienstlicher Gebräuche setzten.

Wisse aber, mein Kind, daß dis nicht bloß unwürdige, sondern auch gefährliche Menschen sind, vor denen man in jedem Betracht sich zu hüten hat. Denn was läßt sich nicht alles von dem erwarten, der das, was den Menschen das Heiligste und Ehrwürdigste ist – die Religion – zum Deckmantel seiner schlechten Gesinnungen und seiner Bübereien macht, und der den gottlästernden Wahn unterhält, daß eine[390] Religion, die bloß in Worten, in Beten und Singen und in einer ängstlichen Abwartung aller für heilig gehaltenen Feiergebräuche besteht, ein vollgültiges Lösegeld für jede auch noch so große Verschuldung sei, und von allen natürlichen und bürgerlichen Pflichten entbinde? Fliehe diese christlichen Pharisäer; und kehre, so oft du die Wahl hast, viel lieber bei Zöllnern und Sündern, als bei ihnen, ein; fest überzeugt, daß offenbare Ruchlosigkeit nicht so gefährlich sei, als verstellte Frömmigkeit!


Noch sind zweierlei Menschen-arten übrig, die, ihrer auffallenden Eigenthümlichkeiten wegen, hier gleichfalls einen Platz verdienen. Das sind die Hervorragenden, die Großen und Berühmten jeder Art auf der einen, und die Untermittelmäßigen, Schwachen und Dummen auf der andern Seiten. Wir wollen von jenen zuerst reden.

Unter hervorragenden Menschen verstehe ich hier alle diejenigen, welche theils durch den hohen Standort, worauf sie in der menschlichen Gesellschaft stehen, theils durch ihre außerordentlichen Fähigkeiten und Verdienste von dem gemeinen Menschenhaufen sich merklich auszeichnen. Daß diese, des großen Einflusses wegen, den sie auf andere Menschen haben, auch auf uns[391] insbesondere haben können, unsere Aufmerksamkeit ganz vorzüglich verdienen; und daß wir sie in eben dem Maße schärfer beobachten und zu erforschen suchen müssen, in welchem wir in ein näheres Verhältniß mit ihnen kommen, brauche ich nicht erst zu erinnern.

Das Erste, was ich von ihnen anzumerken nöthig finde, ist: daß bei aller Oeffentlichkeit (Publicität), worin diese Menschen leben, doch wol Keiner weniger gekannt, Keiner hingegen mehr verkannt zu werden pflegt, als gerade sie. Das klingt unglaublich, scheint sogar etwas Widersprechendes zu sagen; und ist hoch nichts desto weniger wahr. Ein Riese, sollte man glauben, der durch seine Größe Aller Blicke auf sich zieht, der wegen seiner Größe vor allen Andern gesehen werden, und sich am wenigsten verbergen kann, müßte unter Allen am allgemeinsten und vollkommensten gekannt und nach allen seinen Eigenthümlichkeiten gleichsam auswendig gelernt werden. Bei körperlichen Riesen ist das auch wirklich der Fall: nicht so bei den geistigen, deren Größe nicht durchs leibliche, sondern nur durch das Seelen-auge gemessen werden kann. Diese werden verkannt, theils, weil den allermeisten Menschen der, zu ihrer Ausmessung und zur Schätzung ihres Werths erfoderliche Maßstaab fehlt; theils, weil die allermeisten Menschen sie nur durch ein dunkles und ungetreues Fernglas beobachten können, wo sie nothwendig größer oder kleiner oder doch[392] anders erscheinen müssen, als sie wirklich sind; theils, weil die allermeisten Menschen, von denen sie beobachtet und beurtheilt werden, schon durch das Gerücht für oder wider sie mit Vorurtheilen eingenommen waren und sich von diesen in ihrem Urtheile leiten und blenden lassen; theils endlich, weil der Eindruck, den diese Seelenriesen auf denjenigen machen, der ihnen zum erstenmahle nahe kommt, aus begreiflichen Ursachen so lebhaft und stark zu sein pflegt, daß sein Beobachtungsgeist dadurch betäubt und unfähig zu richtigen Bemerkungen wird. Hiezu kommt noch eine zweifache Haupt-ursache, welche die richtige Beurtheilung großer und berühmter Menschen vollends hindert. Das ist die ausnehmende Gutmüthigkeit der Menschen auf der einen, und ihre eben so ausnehmende neidische Eifersucht auf der andern Seite. Jene bewegt sie, alles, was sie an ausgezeichneten Menschen Glänzendes sehen (insofern der Glanz ihnen nicht zu nahe und zu scharf ins Auge fällt, und insofern ihr eigener Schimmer dadurch nicht verdunkelt wird) sogleich und ohne weitere Prüfung für reines Gold und für ächte Diamanten zu nehmen; diese hingegen macht es ihnen, sobald her angegebene Fall sich wirklich ereignet, wieder sehr wichtig, sich und Andere zu überreden, daß das reine Gold in der That nur Domback, die ächten Diamanten wirklich nur böhmische Steine sind. Daher das wahre Sprichwort, daß der Profet nirgend weniger, als in seinem [393] Vaterlande gelte. Bei Abwesenden wirkt die besagte Gutmüthigkeit, bei Gegenwärtigen oder Nahen hingegen die bekannte Eifersucht. Jene sehen daher alles größer und besser, diese alles kleiner und schlechter, als es wirklich ist. Jene preisen, diese tadeln, beide zur Ungebühr. Von den Letzten ist also nur zu verstehn, was Wieland von den Menschen überhaupt in folgender Stelle behauptet:

»Je größer die Rolle ist, die wir spielen, je mehr wir durch das Verhältniß, welches uns Stand, Beruf und Talente gegen die Gesellschaft geben, dem öffentlichen Auge ausgesetzt sind (und, füge ich hinzu, je größer, neuer und unbequemer unsere Wirkungen auf Andere sind): desto gewisser dürfen wir darauf rechnen, daß wir von der größern Zahl weder Gerechtigkeit noch Nachsicht zu erwarten haben. Tausend Augen sind in keiner andern Absicht auf uns geheftet, als um Fehler an uns zu finden; und wehe dem, der nicht die Klugheit hat, wie Aleibiades, zuweilen eine Thorheit zu sagen oder zu thun, um den Genius der Verläumdung durch ein freiwilliges Opfer zu besänftigen! Wehe dem, der ihn durch die sorgfältigste Bemühung gar nicht zu fehlen, zu besänftigen hofft! Der weiseste, der tugendhafteste, der tadelfreiste Mann, sagt Plato, wäre gerade derjenige, gegen den sich endlich[394] die ganze Welt5 verschwören würde – und niemahls, göttlicher Plato, hast du (unter der in der unten stehenden Anmerkung hinzugefügten Einschränkung) eine größere Wahrheit gesagt!«

Hieraus, mein Kind, fließt nun, wie du selbst finden wirst, die allgemeine Regel: daß wir weder die Lobpreisungen, die wir in der Ferne, noch den Tadel, den wir in der Nähe von großen und berühmten Leuten hören, jemahls für völlig gegründet halten, sondern einen guten Theil von jenen auf die Gutmüthigkeit der Menschen im Bewundern, einen guten Theil von diesem auf ihre neidische Eifersucht abrechnen müssen.


Und hier ist der Ort, wo ich nicht umhin kann, auch derjenigen Zunft zu erwähnen, wozu ich selbst gehöre. Ich meine die der Schriftsteller. Ihre täglich mehr und mehr anschwellende Zahl gleicht allmählich einem aus seinen Ufern getretenen Strome, der weit und breit das Land überschwemmt; und man findet ihrer jetzt an allen Orten, in allen Ständen, von jedem Alter und in beiden Geschlechtern. Es kann also weder unschicklich noch überflüssig scheinen,[395] ihrer in einem Werke, welches dich mit den vorzüglichsten Menschenklassen bekannt machen soll, gleichfalls zu erwähnen. Damit wir aber kein Wespennest rege machen, so laß dir folgende Wahrnehmung über sie, für deren Richtigkeit ich dir stehen kann, nur im engsten Vertrauen und gleichsam ins Ohr gesagt sein: bei weiten die meisten Schriftsteller sind etwas ganz anders in der Natur, als sie in ihren Schriften erscheinen. Zwar druckt jeder, ohne es zu wollen, zuverlässig etwas von dem ihm eigenthümlichen Karakter seinen Schriften ein; aber dieses Etwas besteht nicht selten in so feinen Zügen, und ist, in sofern es in tadelnswürdigen Eigenheiten besteht, gemeiniglich so übertüncht oder überfirnißt, daß es dem Auge des gemeinen Lesers wol ewig verborgen bleiben muß. Dagegen trägt jeder von uns weislich Sorge, alles, was er an guten Eigenschaften und Fähigkeiten, besonders an bescheidenen, billigen, gerechten, edeln und menschenfreundlichen Gesinnungen, theils wirklich besitzt, theils zu besitzen gern das Ansehn haben möchte, dem Werke seiner Hand und seines Kopfes unverkennbar einzuverleiben. Nur sehr weniger Schriftsteller Werke sind ein treuer Spiegel ihrer selbst; weil nur sehr wenige unter ihnen über das, was sie schreiben wollen, nicht mit ihrer Eitelkeit und Ruhmsucht, sondern mit ihrem Herzen, mit ihren Gesinnungen und mit ihren wirklichen Ueberzeugungen zu Rathe gehn. Aber gerade[396] diese Wenigen sind es, welche zum Lohne für ihre Aufrichtigkeit von Dunsen, Kritlern und Ketzerriechern an umbarmherzigsten gemißhandelt werden! Das werken sich denn die klugen Herren, welche nach ihnen auf die Bühne treten, und sind keine Narren, zu einer Zeit, wo die Zuschauer lauter Larven zu sehn verlangen, ihnen ihr natürliches Antlitz vorzuhalten. Und daher kommt es denn, daß das ganze Schriftstellerwesen heuer fast ein einziges großes Fastnachtsspiel geworden ist, wo der Weise oft den Narren mit der Schellenkappe, der Narr den Weisen mit Bart und Mantel macht.

Du, mein Kind, sei auch darin klüger, als der große Haufe, daß du durch diese schriftstellerische Mummerei dich nicht täuschen lassest. Stimme nie in die gewöhnlichen entzückten Ausrufungen über alle die würdigen und herrlichen Männer, noch weniger in die lieblose Verurtheilung freimüthiger, selbstdenkender und daher auch zuverlässig verschriener Schriftsteller ein, die man beiderseits noch nicht anders, als aus ihren Schriften kennt; sondern warte mit deinem Lobe und mit deinem Tadel, sofern jenes oder dieses ihre Person betrifft, bis du den Menschen in ihnen eben so gut, als den Schriftsteller, und zwar nicht in Prunkkleidern, sondern in der Nachtmütze und im Schlafrocke, kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hast. Dann wird die anfängliche Hitze der Bewunderung[397] oder des Unwillens sich in den meisten Fällen merklich abkühlen, weil du oft ganz das Gegentheil von dem finden wirst, was die Schriften und das darüber gefällte Urtheil Anderer dich erwarten ließen. Und ein halbes Dutzend solcher Beobachtungen, die du künftig in Menge machen wirst, werden hinreichen, dich von der Möglichkeit zu überzeugen, daß man auf der einen Seite ein sehr verschriener Schriftsteller und doch ein braver Mann, so wie auf der andern ungemein bescheiden, sanft, friedfertig, enthaltsam, menschenfreundlich, fromm, rechtgläubig und rechtschaffen auf dem Papiere, und doch in hohem Grade eitel, hochmüthig, rauh, zänkisch, ausschweifend, selbsüchtig, ungläubig, gewissenlos und schurkisch im Leben sein könne.

Ueberhaupt aber mußt du dich gewöhnen, bei allen, im Angesicht einer größern oder kleinern Menge von Zuschauern und Zuhörern öffentlich wirkenden Personen – Regenten, Staatsmännern, Schriftstellern und Künstlern jeder Art – den öffentlichen Mann von dem Menschen wohl zu unterscheiden, weil beide, ungeachtet sie in Einer Person vereiniget sind, oft sehr von einander abweichen. Du mußt also niemahls denken: weil Dieser oder Jener als Schriftsteller, Künstler u.s.w. vortrefflich ist, und eines ausgebreiteten Ruhms genießt; so muß auch sein Karakter vortrefflich, so muß auch sein häusliches und bürgerliches[398] Leben rühmlich sein. Nichts weniger oft als das. Ja, es haben umgekehrt Leute dieser Art für den Menschenkenner ein nicht unwahrscheinliches Vorurtheil vielmehr wider sich, als daß sie ein solches für sich haben sollten. Denn erstens ist es nur gar zu gewöhnlich, fast möchte ich sagen, gar zu natürlich, daß die Oeffentlichkeit der Handlungen eines Menschen nach und nach einen nachtheiligen Einfluß auf die Geradheit, Aufrichtigkeit und Redlichkeit seines Karakters äußert, weil in der That eine feste und große Seele dazu gehört, sich durch die oft unbescheidenen Blicke und Urtheile eines ganzen angaffenden Volkes nicht aus seiner natürlichen Fassung und aus seinem anspruchlosen geraden Gange herausbringen, sich dadurch nicht zur Eitelkeit und Ruhmsucht und durch diese wiederum zur Verstellung und Unredlichkeit verstimmen zu lassen. Zweitens ist es eine eben so große Seltenheit, einen oft im Angesicht einer zuschauenden Menge handelnden Mann zu finden, der durch die öftern Spannungen, denen er dabei unterworfen ist, nicht an seinen Nerven und durch diese nicht an der Heiterkeit und Gleichlaunigkeit seines Gemüths gelitten hat. Und endlich drittens ist es leider! nur gar zu gewöhnlich, daß die Wahrheit Überhaupt, und die Tugendlehre insonderheit, für diejenigen welche sie mehr zum Ausbieten und Auslegen für Andere, als für sich selbst bearbeiten, nach und nach allen Reiz und alle Kraft verlieren, und zuletzt nur als ein gleichgültiger[399] Stoff zu ruhm-erwerbenden Kunstwerken betrachtet und gehandhabet werden. Aus diesem Grunde ist der Beruf eines öffentlichen Sittenlehrers wirklich ein gefährlicher Beruf; und der Mann, der ihn, nicht nur ohne sittliche Selbstverschlimmerung, sondern auch unter fortschreitender Ausbesserung und Vervollkommnung seiner selbst erfüllt, ist einer der ehrwürdigsten Menschen, die ich kenne. Allein die Zahl dieser Edlen ist wahrlich klein!


Es ist nun noch übrig, daß ich dich auch mit der, den hervorragenden Menschen ganz entgegengesetzten Klasse, welche die untermittelmäßigen, stumpfen und dummen Leute in sich faßt, so weit dis abermahls im Allgemeinen geschehen kann, bekannt zu machen suche. Da diese bei weiten die größte und ansehnlichste Menschenklasse ist; da sie von Leuten aus allen Ständen, sogar vom ersten und höchsten Range, wimmelt, und da von dem, was in der Welt geschieht, bei weiten das meiste durch sie und für sie geschieht: so würde ich den Gegenstand dieser Schrift schlecht erschöpft haben, wenn ich, durch Uebergehung dieser zahlreichen Menschen-art, eine so beträchtliche Lücke darin zurücklassen wollte. Vernimm also, was ich aus meiner Erfahrung auch hierüber beizubringen habe.[400]

Man muß sich zuvörderst wohl hüten, diese ausnehmend große Menge nicht, wie man sagt, in Einen Topf zu werfen. Es finden vielmehr sehr beträchtliche Unterschiede unter ihnen Statt, welche nicht übersehen werden müssen. Der wichtigste davon, und dessen Bemerkung für den Zweck dieser Schrift hinreichend zu sein scheint, ist folgender:

Einige einfältige und beschränkte Menschen sind geborne Dummköpfe, andere gemachte. Jene sind an innern und äußern Werkzeugen des Denkens und Empfindens von Natur stumpf; es fehlt ihnen an Naturkraft, und keine Erziehung in der Welt ist, glaube ich, im Stande etwas mehr, als höchst mittelmäßige, nur für die gewöhnlichen, besonders triebwerkmäßigen Geschäfte des Lebens brauchbare Menschen aus ihnen zu machen. Diese hingegen hatte die Natur gar nicht stiefmütterlich, einige von ihnen sogar mit vorzüglicher Milde an Kraft und Fähigkeit ausgestattet; aber ihr Unstern wollte, daß diese Anlagen unentwickelt bleiben oder, was noch viel schlimmer ist, durch eine schiefe und falsche Ausbildung verdreht werden sollten. Laß uns jene Stumpfköpfe, diese Dummköpfe nennen.

Der Dummkopf, in der so eben bestimmten Bedeutung des Worts genommen, gehört nicht nur zu der unangenehmsten, beschwerlichsten, sondern auch[401] zu der gemeinschädlichsten und gefährlichsten Menschen-art, die man sich nicht weit genug vom Leibe halten kann. Er ist unruhig und eingreifend, weil sich Kräfte in ihm regen, die er nicht in eine regelmäßige und gemeinnützige Wirksamkeit zu setzen versteht; eitel, eingebildet und hochmüthig, weil seiner schlechtgebildeten Seele kein Ideal von höherer Vollkommenheit vorschwebet, als diejenigen, die er an und in sich selbst zu fühlen wähnt; er ist eigensinnig, steifköpfig und zänkisch, weil sein Hochmuth sich gegen jede Belehrung sträubt, und in jeder auch noch so freundlichen Zurechtweisung einen Vorwurf von Unwissenheit sieht, der ihn augenblicklich in Harnisch bringt; unbändig im Zorn und glühend von Rachbegierde, weil er weder Vernunft noch Klugheit genug, sich zu mäßigen, besitzt; endlich heimtückisch, schadenfroh und boshaft, weil seine natürliche Anlage zum Verstande durch mangelhafte und falsche Ausbildung in Arglist, seine Selbstliebe in Neid und in menschenfeindliche Selbsucht ausgeartet ist. Das ist das Erzeugniß starker Naturkräfte und einer schlechten, theils mangelhaften, theils verkehrten Ausbildung! Das ist der Dummkopf der Erziehung, nicht der Natur, die ihn zu etwas Besseren bestimmt hatte!

Eine weit unschädlichere, in jedem Betracht bessere und liebenswürdigere Menschen-art ist diejenige, welche wir Stumpfköpfe genannt haben, und deren[402] Einfalt und Dummheit nicht von einem Mangel an Ausbildung, sondern vielmehr von einem Mangel an Stoff zum Ausbilden, also von natürlicher Schlaffheit und Schwäche der Seelenfähigkeiten herrühren. Diese sind gemeiniglich ein gutmüthiges Geschlecht, welches nicht bloß Schonung, sondern auch mehr Liebe und Achtung verdient, als ihm gewöhnlich zu Theil zu werden pflegt. Sie sind sanft, geduldig, nachgiebig und lenksam gegen Jeden, der sich ihres Vertrauens zu bemächtigen würdiget; gefällig und dienstbeflissen bis zur Selbstvergessenheit; treu und gleichförmig in der Freundschaft; ohne große Ansprüche, und daher in jedem Betracht leicht zu befriedigen; in hohem Grade erkenntlich gegen jede ihnen widerfahrne Dienstleistung und Gefälligkeit; mit Einem Worte, sie besitzen alle Tugenden, welche mit Schwäche vereinbar sind, und entbehren aller Laster, welche Energie und Vollkraft der Seele voraussetzen. Sie sind also sehr unschädliche Geschöpfe auf der einen Seite, und zu manchem Guten brauchbare auf der andern. Das ist der Stumpfkopf der Natur!

Was nun die Klugheit sowol, als auch die natürliche Billigkeit in Ansehung dieser beiden Menschen-arten, welche weiter nichts als den einzigen Punkt der Dummheit mit einander gemein haben, rathen, das brauche ich nun wol kaum noch erst hinzuzufügen.[403] Wer sieht nicht von selbst, daß man sich von den Ersten, so weit man kann, entfernen, die Letzten hingegen, ihrer vielen guten Eigenschaften wegen, keinesweges verschmähen oder von sich stoßen müsse? Es kommt dabei nur darauf an, daß man sich in ein solches Verhältniß mit ihnen zu setzen wisse, welches gegenseitiges Wohlwollen und gegenseitige Dienstleistungen zuläßt, ohne zugleich ein gar zu lästiges Beschwerlichfallen für den klügern Theil mit sich zu führen. Und das ist in der That nicht schwer, weil diese Menschen-art, wie ich schon oben angemerkt habe, sehr wenig Ansprüche macht, und daher sehr leicht zu befriedigen ist. Was aber die kleine Beschwerlichkeit betrifft, welche das Anhören eines ungesalzenen Geschwätzes in dem Umgange mit diesen Leuten verursacht: so wünsche ich, daß du sie nicht gar zu hoch in Anschlag bringen, sondern dich vielmehr gewöhnen mögest, sie, wie jede andere vom menschlichen Leben nun einmahl unzertrennliche Beschwerde, mit Geduld und Freundlichkeit zu ertragen; eine Gewöhnung, die dir in tausend unvermeidlichen Fällen gar sehr zu Statten kommen wird. Wehe dem armen Zärtlinge, der gegen alles, was Langeweile macht, gar zu empfindlich ist; der die Langeweile selbst nicht kurzweilig zu machen versteht! In welche Wüste will er fliehen, um der Schaar der Langweiligen auszuweichen?[404]

Zudem verlohnt es sich wol der Mühe, um der Liebe und Freundschaft dieser einfältigen, aber gutmüthigen Leute willen, ein wenig Ungemächlichkeit zu ertragen. Dein eigener Vortheil muß dich dazu bewegen. Denn wisse, mein Kind, daß dis gerade die Menschen sind, deren Dienste wir im menschlichen Leben am wenigsten entbehren können, und auf deren Dienstfertigkeit in jeder ihren Kräften möglichen Sache wir am sichersten rechnen dürfen. Wünschest du irgend etwas für dich oder Andere ausgerichtet zu sehen, wozu nicht sowol vorzügliche Geistesfähigkeiten, als vielmehr körperliche Mühe, Aufmerksamkeit auf Kleinigkeiten und Geduld erfodert werden, und wozu du nothwendig her Hülse Anderer bedarfst: hüte dich, deine seinen, witzigen und klugen Freunde dazu aufzufodern! Wende dich vielmehr, ohne erst einen vergeblichen Versuch mit jenen zu machen, nur gleich an diejenigen von deiner Bekanntschaft, welche auf Witz, Verstand und Kenntnisse gerade am wenigsten Anspruch machen, und sei des Erfolgs, in sofern es durch ihre Kräfte bewirkt werden kann, gewiß. Indeß diese sogleich und ohne viele Umstände zu machen, mit Hand und Herz zur Sache schreiten werden, würden jene dir erst so manche Bedenklichkeit entgegensetzen; erst so manchen verzögernden Blick auf sich selbst und ihre Verhältnisse werfen, um zu sehn, ab auch ihr eigener Vortheil damit bestehen könne, ab nicht irgend eines Menschen Tadel für sie daraus[405] er wachsen dürfte, ob nicht irgend eine Ungemächlichkeit für sie damit verbunden sein würde! Indeß der gutmüthige Schwachkopf so weit davon entfernt ist, dir seine Verdienst über Werth anzurechnen, daß er vielmehr für dein Vertrauen zu ihm und für die Gelegenheit, die du ihm gibst, dir nützlich zu werden, sich selbst für deinen Schuldner halten wird: würden die seinen, witzigen und klugen Leute jede dir erwiesene Gefälligkeit auf Wucher anlegen wollen, und in kurzer Zeit das Hauptgeld mit mehr als wucherischen Zinsen zurückverlangen. – Verschmähe also die Liebe dieser Geistesarmen nicht, und baue – dafern nicht etwa besondere Erfahrungen in besondern Fällen dich dazu berechtigen – auf die Freundschaftsdienste derer, welche ein mehr als gewöhnliches Maß von Klugheit, Witz und Verstand besitzen, keine zu große und sichere Hoffnungen. Beides würde dich zu seiner Zeit gereuen.


Diese nothdürftige Einleitung in das große Feld der Menschen wird, hoffe ich, hinreichend sein, dich vor Uebereilungen in deinem Urtheile über sie zu sichern, und dich auf den Weg zur Erwerbung eigener Einsichten in die unendliche Verschiedenheit der menschlichen Gemüthsarten zu führen. Und mehr habe ich nicht damit gewollt. Nur einige Merkzeichen und Wegweiser[406] wollte ich für dich hinstellen, an denen du dich zurecht finden könntest. Denn wer darf es unternehmen, die Menschen mit allen ihren Vollkommenheiten und Mängeln aufs Papier hinzumalen? Das würde ein ungeheures und ganz unmögliches Unterfangen sein, weil unter tausend Millionen Menschen auch nicht zwei gefunden werden, die in jedem Betracht sich völlig gleich und ähnlich sind. Jeder ist mehr oder weniger ein von allen übrigen verschiedenes besonderes Wesen; Jeder will also auch besonders beobachtet und erforscht sein. Widme dich dieser erforschenden Beobachtung, mein Kind; es ist eben so nützlich, als angenehm. Aber damit weder dein eigener Karakter, noch deine Gemüthsruhe dabei leiden möge: so laß dir bei allen deinen künftigen Beobachtungen über die Menschen zum unverbrüchlichen Grundgesetze empfohlen sein:


daß du mehr ihre guten, als ihre bösen Eigenschaften und Handlungen auszuspähen dich bemühest.


Freue dich jedes Zuges von Gerechtigkeit, Billigkeit, Großmuth und Menschenliebe, den du im Verbogenen entdeckest, als eines Zuwachses an Familienglanz, als einer Vergrößerung der Hauptsumme menschlicher Vollkommenheit und Glückseligkeit, wovon auch dir, wie jedem andern einzelnen Gliede der Gesellschaft,[407] ein verhältnißmäßiger Antheil unausbleiblich zustießen wird. Denn alle Handlungen und Schicksale der Menschen, selbst derer, welche der Zeit nach durch Jahrhunderte, dem Raume nach durch Erdgürtel getrennt sind, hängen, wie die Tropfen des Weltmeers, wie die Glieder einer einzigen unermeßlichen Kette, unzertrennlich zusammen; und die Folge einer jeglichen guten und bösen That, welche auf der Erde geschieht, läuft, wie elektrisches Feuer, durch die ganze Kette vom ersten bis zum letzten Gliede derselben.

Was die bösen Eigenschaften und Handlungen deiner Mitmenschen betrifft, so wird es sicher nie an Leuten fehlen, welche gern und ungebeten die Mühe werden über sich nehmen wollen, dich davon zu unterrichten; von den guten hingegen wird man dir nur gerade so viel sagen, als erfodert wird, um eine boshafte Afterrede mit Anstand einzuleiten und ihr den Schein der Gerechtigkeit und Billigkeit zu geben. Daß es aber theils edler an sich, theils wohlthätiger für unsern eigenen sittlichen Karakter sei, mehr die Tugenden der Menschen, als ihre Mängel und Fehler auszuforschen: das wird dir wol von selbst einleuchten. Befolge also jenen Grundsatz überall – nur dann nicht, wann es darauf ankommt, einer noch nicht genug geprüften Person etwas Wichtiges anzuvertrauen, oder dich mit ihr zu etwas Wichtigem in Verbindung einzulassen. In diesen Fallen ist es[408] nicht bloß erlaubt, sondern auch der Klugheit gemäß, den ganzen Menschen zu ergründen, und das Fehlerhafte in seinem Karakter eben so sorgfältig, als das Gute, auszuspähen. Denn hier gilt es, sich vor Schaden und Mißvergnügen zu sichern, und da ist Vorsicht an ihrem rechten Orte.


Ich will nunmehr versuchen, dir, nach Maßgabe der obigen allgemeinen und besondern Wahrnehmungen über die Menschen, diejenigen Verhaltungsregeln zu entwickeln, von denen eigene Erfahrung mich gelehrt hat, daß es gut sei, sie in unserm Umgange mit Andern beständig vor Augen zu haben und zu befolgen. In eine große und umständliche Ausführlichkeit hiebei einzugehn, halte ich weder für nöthig, noch für nützlich. Nicht jenes, weil es für einen nur einigermaßen gebildeten Verstand leicht ist, die aus einer Hauptregel unmittelbar ablaufenden Unterregeln von selbst wahrzunehmen; nicht dieses, weil jede Ueberhäufung mit Vorschriften den menschlichen Verstand zu sehr betäubt und verwirrt, als daß er jede insbesondere gehörig betrachten, fassen, dem Gedächtnisse einverleiben und zur Zeit, da sie angewandt werden müßte, wieder zurückrufen könnte. Ich werde mich daher mehr auf allgemeine Klugheitsregeln einschränken, als mich auf besondere Vorschriften für besondere[409] Fälle einlassen. Das letzte höchstens nur dann, wenn die besondern Fälle, ihrer öftern Wiederkehr wegen, für etwas Gewöhnliches, also auch die sie betreffenden Regeln für allgemeine gelten können. Um aber hiebei unangenehme Wiederholungen zu vermeiden, werde ich meine Vorschriften auf die obigen Wahrnehmungen bauen und, statt den Inhalt derselben zu wiederholen, mich begnügen, nur aus die ihnen vorgesetzte Nummer hinzuweisen.

1

Chesterfield.

2

An umständlichsten und bestimmtesten habe ich davon im dritten Theile der allgemeinen Revision von S. 393 bis 494 gehandelt, welche Stelle ich diejenigen, die eine Belehrung darüber zu bedürfen glauben, nachzulesen bitte.

3

Oder – denn auch dieser dritte Fall ist, leider: mehr als möglich – ein heuchlerischer Bösewicht, der, um gewisse Absichten zu erreichen, den Vernunftverächter, und den Feind der Aufklärung spielt, ohne es wirklich zu sein.

4

S. Campens Sammlung interessanter Reisen 21. Th. S. 331.

5

d.i. die ganze Stadt, höchstens der ganze Distrikt.

Quelle:
Campe, Joachim Heinrich: Vaeterlicher Rath für meine Tochter. Braunschweig 1796 [Nachdruck Paderborn 1988], S. 360-410.
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