Ein junges Mädchen an seine verwitwete Mutter.

[133] Meine gute Mutter, besonders an dem heutigen Tage ist es meine höchste Freude, Dir die Versicherung meiner Zärtlichkeit und meiner innigsten Liebe zu geben. Dieser Tag, dem ich jedes Jahr mit solcher Ungeduld entgegensehe, erinnert mich zugleich auch an die ganze Größe meiner[133] Pflichten. Du stehst allein auf Erden und an mir ist es, die Stütze Deines Alters zu sein. Ich will daher auch künftig meine Anstrengungen verdoppeln, um mich Deiner würdig zu machen und all' Deine Sorgen, all' Deinen Kummer zu verbannen. Im Angesichte Gottes, zu dem ich jeden Morgen und jeden Abend für Dich bete, verspreche ich Dir, meine gute, geliebte Mutter, mich stets sanft, gehorsam und arbeitsam zu zeigen. Dieß Bouquet, das ich Dich freundlich anzunehmen bitte, möge der Ausdruck für die Aufrichtigkeit der Gesinnungen meines Herzens sein.

Quelle:
Fresne, Baronesse de: Maximen der wahren Eleganz und Noblesse in Haus, Gesellschaft und Welt. Weimar 1859, S. 133-134.
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