Apothekermase

[54] Apothekermase. Das Mas der flüssigen und trocknen Dinge (die Kannen, Mase, Quart, Nösel, Halben, Stoffe, Stübchen u.s.w.) weichet an verschiednen Orten sehr von einander ab. Man macht sich daher die verschiednen Gemäse seines Orts am besten nach dem Gehalte an Kubikzollen bekannt.

Indessen muß ich erinnern, daß es einige allgemeine Mase giebt, deren ungefähren Gehalt man wissen muß. So schätzt man eine englische Pinte auf etwa 15 bis 16 Unzen Flüssigkeit, – eine englische Gallone (congius) auf 8 Civilpfunde, – eine französische Pinte auf zwei Pfund, – eine schwedische Kanne (cantharus) auf 51/2 Pfund, – ein Glas (verre) auf 4 Unzen, – einen Eßlöffel (cochl.) auf eine halbe Unze, – einen Schluck, einen Trunk (cyathus) 2 Unzen, – einen Theelöffel (cochl. pro thea) ein halbes Quentchen, – einen Tropfen (gtt.) auf etwa Einen Gran.

Von trocknen Sachen nimmt man drei Finger voll oder ein Pugill (P. Pug. j.) für Ein Quentchen, – eine Hand voll (M. Manip. j.) auf viermal so viel, eine halbe Unze, – ein Bund (F. Fasc. j.) auf anderthalb Unzen. Die schwankende Unbestimmtheit der meisten dieser Ausdrücke wird man leicht einsehen.

Es wird in Rezepten selten mehr ein bestimmtes Mas Flüssigkeit vorgeschrieben, weil die Bestimmung nach dem Gewichte allgemein verständlicher ist.

Eben so wenig sollte man sich jetzt noch der Mensurirgläser, auf denen die verschiednen Gewichtsabmessungen eingeschliffen sind, zu Oelen, Tropfen, Salzauflösungen, Weingeist u.s.w. bedienen, weil diese Flüssigkeiten in einerlei Mase nicht gleiche Schwere haben, und entweder leichter oder schwerer sind, als das aussen angemerkte (gemeiniglich Wasser-) Gewicht besagt, welches zu vielen Unrichtigkeiten Anlaß giebt. Höchstens können sie, so wie die auf ein bestimmtes Gewicht eingerichteten (hohlen Gefäse) Mase von feinem englischen Zinne zur Abmessung wässeriger Flüssigkeiten, etwa zu destillirten Wassern, zu Dekokten u.s.w. gebraucht werden, weil es hier nicht auf eine Kleinigkeit mehr oder weniger ankömmt, und diese Flüssigkeiten ziemlich von einerlei spezifischer Schwere sind, wenn sie einerlei Temperatur haben; denn ein Gemäs,[54] welches von einer Kanne siedenden Wasser eben voll wird, erfordert zum Vollwerden ein gut Theil Wasser mehr, wenn letzteres sehr kalt ist.

Daß diese Gemäse sehr rein erhalten werden müssen, bedarf wohl kaum einiger Erinnerung.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 54-55.
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