Bertramkamille

[110] Bertramkamille. Anthemis pyrethrum L. [Zorn pl. med. Tab. 205.] mit einfachen, einblüthigen, niederliegenden Stengeln, und gefiederten, vielspaltigen Blättern, eine vorzüglich in Tunis wildwachsende, in Böhmen, Thüringen und dem Magdeburgischen aber gebaute perennirende Pflanze, welche ihre inwendig purpurrothe, äusserlich mit einem weißen Strahl besetzte Blume im Brach- und Heumonat zeigt.

Die Wurzel (rad. pyrethri veri) besteht in Stücken von äusserlich grauröthlicher Farbe von der Stärke und Länge eines kleinen Fingers, welche zähe, mit wenigen Zäserchen besetzt, von sehr beissendem und ausserst brennendem, der Senegawurzel ähnelndem Geschmacke, der jedoch erst beim allmähligen Kauen sich recht entwickelt, und ohne Geruch sind. Man erhielt sie sonst über Italien oder Marseille.

Am sichersten ist es bei uns, die in Deutschland gezogne zu wählen, wenn man die aus der Barbarei[110] nicht von angegebner Beschaffenheit bekommen kann.

Innerlich darf sie ihrer Schärfe wegen als ein Reitzmittel nur zu wenigen Granen gegeben werden; sonst braucht man sie zum Kauen oder als Gurgelwasser, durch Herbeilockung des Speichels katarrhalische Zahnschmerzen oder Zungenlähmung zu heben, und andre äussere Beschwerden des Kopfs von ähnlicher Ursache hinweg zu nehmen; auch gepülvert als Nießmittel.

Ueber Holland bringt man uns unter demselben Namen in kleinen Bündeln eine andre geringere Sorte aus den Canarischen Inseln, welche von der (daselbst unter dem Namen Magala bekannten) Strauchwucherblume, Chrysanthem. frutescens L. (pied d'Alexandre) [Walt. bort. Tab. 24.] gesammelt wird. Es ist eine harte, zerbrechliche, eines Federkiels dicke, drei Zoll lange, graubraune, obenher ringsum mit vielen feinen Zäserchen dicht wie ein Bart besetzte geruchlose Wurzel, von anfangs säuerlichem, nachgehends brennendem Geschmacke, welcher aber schwächer als der der ächten Bertramwurzel ist.

Die Wurzel der Nießgarbe wird wohl auch zuweilen für die ächte Bertramwurzel ausgegeben, sie unterscheidet sich aber durch ihre weiße Farbe, ihr knotiges Ansehn und ihren scharfen Geruch, ist auch mit starken, dicken Zasern besetzt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 110-111.
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