Beschlag

[111] Beschlag, (loricatio) ist der Ueberzug einiger chemischen Werkzeuge mit einer erdigen Masse, theils um sie gegen die allmählige Zerstörung im Feuer zu verwahren, (wie der innere Beschlag der pharmazeutischen Oefen von Eisenblech,) theils den im freien Feuer leicht zerspringenden gläsernen, steinzeugnen oder thönernen Gefäsen einen Ueberzug zu verschaffen, welcher nicht nur selbst von der jählingen Abwechselung der Hitze und Kälte nichts leidet, sondern auch, als ein Zwischenmittel zwischen der ungleichen Flamme und dem leicht zerspringenden Gefäse, letzterm nur eine allmählige, gleichförmige Hitze mittheilt, und sie gegen diesen Unfall sicher stellt.

Zu dem innern Beschlage blecherner Oefen nimmt man am besten Einen Theil Hammerschlag, eben soviel gestoßene Ziegelsteine und vier Theile guten Lehm, und knetet alles mit etwas Kalbshaaren und Ochsenblute zu einem gehörig dicken Teige an, fünf Stücke, welche sehr wesentlich sind. Letzteres stellt in der Hitze die Eisenkalke im Ziegelmehle und Lehme zu metallischem Eisen wieder her, und bildet so eine sehr harte feste Masse; die Haare verhindern das anfängliche Bersten der Masse, wenn sie im Trocknen begriffen ist, und der Hammerschlag giebt ein mechanisches Bindemittel ab in einer Hitze, wo die Haare schon verkohlt sind. Die bei solchen Oefen inwendig hervorragenden eisernen Stifte, zwischen[111] welche das Kledwerk gedrückt wird, helfen den Halt des Beschlags verstärken.

Einen ähnlichen äussern Beschlag kann man für große gußeiserne Kessel und Retorten wählen. Auch gläserne, irdene und steinzeugne Gefäse, Retorten, Kolben, Abdampfschalen u.s.w. werden am besten mit dieser Masse beschlagen, doch so, daß die trocknen Ingredienzien, selbst der Lehm vor der Vermischung durchgesiebet werden. Man knetet alles bis zu der Konsistenz, als der eben zum Drehen bestimmte Töpferthon ist, am besten noch etwas fester. Nun taucht man den zu beschlagenden Theil des Gefäses in Wasser, zieht es heraus, und drückt mit einiger Gewalt die Masse dergestalt an diese benetzte Oberfläche, daß ein durchaus gleich dicker (1/4 bis 1 Zoll starker) ebener Beschlag entstehe, ohne Lücken oder Vertiefungen.

Die andern gewöhnlichen Arten zu beschlagen, sind weit umständlicher, und haben keinen Vorzug.

Wo ein Beschlag zu einem Feuer erforderlich ist, worin Lehm zu Glas schmilzt, da muß der Ueberzug aus weißem Thone und grob gepülvertem venedischem Talk, zu gleichen Theilen, mit Wasser zum festen Teige gemischt, und der aufgedrückte Beschlag langsam in freier Luft, und endlich in gemäsigter Hitze getrocknet werden, ehe man ihn in das heftige Feuer bringt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 111-112.
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