Biene

[117] Biene, Apis mellifica L. Sie ist kurzhaarig, das Bruststück grau, der Hinterleib schwarzbraun, die Hinterschenkel sind mit Haaren besetzt und nach innen der Queere nach gestreift. Es ist bekannt, in welcher großen Gesellschaft, die aus einem eierlegenden großen Weibchen, dem Weisel, aus sehr vielen geschlechtlosen Arbeitsbienen und aus Männchen oder Dronen besteht, diese Insektenleben, wie die letztern blos zur Befruchtung der Eier dienen, die mit einem Stachel versehenen Arbeitsbienen aber aus dem vom Blumenstaube gesammelten Wachse ihre sechseitigen Zellen bauen, ihren Unterhaltsvorrath an Honig aus den Nektarien der Blumen dahinein tragen, und alle Ritzen und Fugen ihres Gebäudes mit einer zähen Masse, Stopfwachs genannt, verkleben, welche[117] sie von Blumenknospen und harzigen Baumästen aufzusuchen wissen.

Der Honig (mel) ist eine dickliche, klebrige Substanz von sehr süßem, etwas schärflichem Geschmacke, und erquickendem Wohlgeruche, welche aus Extraktivstoffe und wahrem Zucker besteht, sich sehr leicht in Wasser, doch auch in Weingeiste auflöst, und etwas entzündlich ist.

Am liebsten wählt man zum innern Gebrauche den aus dem neuerlichst bereiteten weißen Waben von selbst ausfließenden, den man Jungferhonig (mel virgineum) nennt, von weißer oder weißgilblicher Farbe, vom besten Geruche und Geschmacke, und mit weißen Zuckerkörnern angefüllt. Den aus dem Wachse gepreßten bräunlichern Honig bestimmt man am liebsten zum äussern Gebrauche.

So sehr man den eigentlich aus der Stadt Lacourbiere zu ziehenden, harten, weißen narbonnischen, nach Rosmarin, Feldkümmel und Dosten riechenden und den Litthauischen (Lippitzhonig) nach Lindenblüthe riechenden, vorzieht, so sehr flieht man den aus den stinkenden Blumen (dem Bärlauch u.s.w.) gesammelten.

Da sich ein guter Honig in wenig Wasser zur Durchsichtigkeit auflöst, so kann man seine Verfälschung mit Mehle dadurch erkennen, indem sich letzteres aus der wässerigen Auflösung niedersenkt.

Er hat seit undenklichen Zeiten ein gutes schmeidigendes, Leib eröfnendes äusseres und inneres Arzneimittel abgegeben.

Das Wachs (cera), – ein hartes Pflanzenöl, – ist die Masse, welche die Arbeitsbienen an den obern Schenkel ihrer Hinterfüße geklebt, nach Hause tragen, dann fressen, und nach einer vorgänglichen Art von Verdauung, zwischen den sechs Gelenken ihres Hinterleibes durchgeschwitzt, zu Zellen verarbeiten.

Wenn diese Waben durch Auspressen ihren Honig von sich gegeben haben, so werden sie mit Wasser aufgekocht; das ölartig oben schwimmende Wachs aber in Scheiben gegossen, auch wohl noch durch verschiedne Vorrichtungen weiß gemacht und gebleicht.

Das erstere oder gelbe Wachs (cera flava) ist am besten von hoher Farbe, leicht zerbrechlich, wohlriechend, und unschmackhaft, und hängt sich beim Kauen nicht an die Zähne. Harzige Beimischungen zieht der Weingeist aus; beigemischte Erde oder Erbsmehl nimmt man beim Schmelzen des Wachses wahr, letzteres schon am strengen Geschmacke.

Das gebleichte weiße Wachs (cera alba), welches von dem natürlich weißen der neuerlichst bereiteten Waben, das man Jungferwachs nennt, gar nicht verschieden ist, muß hell, durchscheinend, hart, ohne Geschmack und Geruch seyn, und sich beim Kauen nicht an die Zähne hängen. Das mit Talg verfälschte ist nicht so brüchig, der Talg schmeckt und riecht vor, und eine kaustische alkalische Lauge löset im Kochen letzteres auf, so daß das ölartig darüber schwimmende weiße Wachs unaufgelöst bleibt.

Wasser löset vom Wachse nichts auf, der Weingeist zieht die gelbe Farbe aus, und der Aether zertheilt[118] es größtentheils nur in eine trübe Flüssigkeit.

Das Wachs dient zu Salben, Ceraten und Pflastern, denen es Konsistenz giebt, und ihre erweichende Wirkung vermehren hilft. Wachsöl bränzlichte Oele.

Die braungelbliche zähe, nach Storax riechende Materie aus den Bienenstöcken, welche wie oben erinnert, Stopfwachs (auch Vorwachs, Bienenharz, Bienenkütt, Propolis) genennt wird, nahm man sonst zu Eiter befördernden Pflastern und Salben, ließ sie auch wohl über Kohlen schmelzen, und den Dampf davon beim chronischen Husten einziehn. Jetzt ist sie ausser Gebrauche.

In altern Zeiten hat man sogar die getrockneten und gepülverten Bienen (apes praeparatae) als ein harntreibendes Mittel innerlich gegeben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 117-119.
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