Glattbingel

[364] Glattbingel, Mercurialis annua, L. [Zorn pl. med. Tab. 103. 104.] mit armartig getheiltem Stengel, glatten Blättern und ährenförmigen Blüthen, ein Fuß hohes Sommergewächs, welches an schattigen Stellen angebauter Gegenden im July und August seine grünlichen Blumen trägt.

So wohl das Kraut der weiblichen Pflanze (hb. mercurialis foeminae), als das der männlichen (hb. mercur. maris), hat frisch einen betäubenden, stinkenden Geruch, und einen unangenehmen, etwas salzicht bitterlichen Geschmack, und ist von den Alten als ein Monatzeit treibendes und laxirendes Mittel sowohl innerlich als in Klystiren und Mutterzäpfchen verordnet worden. Man zählte es unter die fünf erweichenden Kräuter.

Wenn das Trocknen dieses saftigen Krautes nicht alle seine Kräfte hinweg nimmt (wie doch wahrscheinlich ist), so scheint es allerdings als ein betäubendes Mittel ansehnliche Wirkungen haben zu können, aber welche? ist noch nicht entschieden, und bis dahin sein Gebrauch zweideutig. Die Alten scheinen es meistentheils frisch gebraucht zu haben; durchs Kochen weiß man, daß seine arzneilichen Kräfte verschwinden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 364.
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