Kardemomimber

[469] Kardemomimber, Amomum Cardamomum, L. [Zorn, pl. med. Tab. 336.] mit ganz kurzem, sehr einfachem, mit wechselseitigen, lockern Deckblättchen besetztem Blumenschafte, ein in Ostindien an schattigen, feuchten Plätzen am Fuße der Berge perennirendes, sieben bis acht Schuh hohes Gewächs.

Wir erhalten von ihm, vorzüglich aus Malabar und Zeylon, die dreikantige, halbzolllange, etwas geriefte, blaßgelbe, oben stumpfe, unten in eine Art kleinen Stiels sich verengernde, sehr dünnschaalige Samenschote (fructus cardamomi minoris), inwendig dreifächerig, jedes Fach mit zwei Reihen eckiger, ziemlich viereckiger, runzlichter, äußerlich brauner, inwendig weißer Samen (sem. cardamomi,[469] cardamomi minoris, malabarici) besetzt, welche, zerdrückt, einen ungemein lieblichen Geruch von sich geben, und einen sehr angenehm aromatischen, etwas kampherähnlichen, hintennach kühlenden Geschmack besitzen.

Man erhält in der Destillation mit Wasser 1/25 bis 1/21 an hellgelbem, sehr geruchvollem, feurigem, ätherischem Oele.

Sie sind nächst dem Zimmte das angenehmste unter allen Gewürzen. Ihre Kräfte, die Nerven zu beleben, den schlaffen Magen zur Thätigkeit zu reizen, Krämpfe des Darmkanals von Blähungen und Purganzen (denen sie mit Nutzen zugesetzt werden) zu zerstreuen, sind nicht zweideutig. Auch im Schwindel, schwachen Gedächtnisse und Schlagflußanfällen, wenn sie von Magenschwäche herrühren.

Die Kraft liegt blos in den Samen; die Kapsel ist kraftlos. Sie müssen aber, um ihre Kräfte desto länger zu erhalten, in ihren Kapseln aufgehoben werden.

Diese kleinen Kardemomen sind unter allen übrigen Sorten die kräftigsten, und werden fast nur allein in der Arznei gebraucht.

Die zweite Sorte, die runde Kardemome (fructus cardamomi rotundi, medii Lob.), welche man aus Java und Malacka erhält, ist eine Samenkapsel von Gestalt und Größe der Haselnüsse, fast gar nicht, oder doch nur unmerklich dreikantig, und kaum bemerkbar gestrieft, etwas gelb. Sie enthält graubraune Samen (sem. cardamomi rotundi, medii, iauanici) von ähnlicher Beschaffenheit, nur etwas bitterer und mehr kampferig am Geschmacke. Man erhält 1/16 an hellem, geruchvollem Oele in der wässerigen Destillation; nach Andern 1/50.

Sie ist eine ungebräuchliche Sorte, deren Mutterpflanze man nicht kennt.

Man hat eine dritte Sorte, welche blos Matthiolus medium, alle andern Kräuterkenner aber Cardamomum maius nennen, die lange Kardemome (fructus cardamomi longi, maioris, zeilanici), eine fast anderthalb Zoll lange, anderthalb Linien breite, dreikantige, spitzige, graubraune, schwer zerbrechliche, geriefte Samenkapsel, welche fast koriandergroße, hellbraune Samen (sem. cardamomi longi) enthalten, von weniger beißendem Geschmacke als erstere Sorten. Sie geben 1/192 an dicklichem, süßlichem, geruchvollem ätherischem Oele. Sie kommen aus Persien (Syrien), Aegypten, Indien, Java.

Nach dem, was Geoffroy und der Verfasser der kurzen Nachricht v.d. St. a.d. Pflanzenreiche (Dresden, 1764.) von der Mutterpflanze dieser dritten Sorte Kardemomen sagen, ist sie der Kriechimber.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 469-470.
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