Kohle

[500] Kohle (Carbo), eine ehemals blos als Brennmaterial ( Feuermaterial) in der Pharmazie geachtete, durch Lowitz aber zu einem der schätzbarsten chemischen Verbesserungsmittel vieler arzneilichen Stoffe erhobene Substanz.

Die wohl geglühte Holzkohle macht als Pulver beigemischt die dunkelfarbigen, zähen Oele, die Salzflüssigkeiten und Mutterlaugen (mit Ausnahme derer mit hervorstechendem Laugensalze) durch Digestion hellfarbig und dünn ( Entfärbung, Essigalkohol, Potaschessigsalz, Weinstein) und krystallisirbar, den sauren sublimirbaren Säuren entzieht sie die gelbe Farbe in der Sublimation, den geistigen Flüssigkeiten (mit Ausnahme des schweflichten Vitrioläthers) benimmt sie den fremden Geruch durch Schütteln und bei der Destillation, und dient zum besten Filtrirmittel für zähe trübe Flüssigkeiten, die durch das mit Kohlenpulver angefüllte Filtrum geschwinder und heller durchlaufen. Aetzenden Laugensalzen giebt man ihre Luftsäure durch Schmelzen mit Kohlenstaub wieder. Das stinkende Wasser wird, damit geschüttelt, wieder frisch.

Der Nutzen der Holzkohlen in der Arzneikunst scheint von großem Belange zu seyn. Sicher ist es, daß sie den faulen Geschwüren den Gestank benehmen, so wie zum Ausspülen des Mundes und Abreiben der Zähne gebraucht, den stinkenden Odem tilgen, wenn er aus den innern Theilen des Mundes entsteht. In Faulfiebern hat man sie mit schnellem Erfolge innerlich gebraucht, und ich sahe von zwei Quentchen Kohle täglich, den Stuhlgang eines Ruhrkranken seinen Gestank völlig verlieren. Sollten die Alten wohl so Unrecht gehabt haben, einige kohlichte Substanzen als Arzneien zu verordnen. Am besten wird sie noch glühend gepülvert, und sogleich unter eine Flüssigkeit oder Saft gerühret, zum innerlichen Gebrauche zubereitet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 500.
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