Oele, gekochte

[163] Oele, gekochte (Olea cocta). In ältern Zeiten kochte man verschiedne frische Gewächse in Baumöle beide zu gleichen Theilen so lange, bis alle Feuchtigkeit verkocht war, das ist, bis die Blätter ganz kraus geworden, und etwas von dem Oele ins Feuer getröpfelt, sich ohne Sprützeln und Prasseln entzündete.

Dieses thörichte Verfahren, wobei fast nicht die mindesten fixern Bestandtheile des Krautes, etwas Farbe ausgenommen, in dem Oele auflöslich gemacht werden können, die flüchtigen aber gänzlich davon gehen, ist in den neuern Zeiten verachtet, und man wählt dafür entweder eine kräftigere Arzneiform, oder man digerirt blos die Kräuter mit dem Oele ( Oele, aufgegossene) oder man mischt zu dem fetten Oele etwas von dem ätherischen Oele der Pflanze, deren Arzneikraft man zu äußerlichem Gebrauche, in einem Linimente, oder Umschlage, anwenden will.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 163.
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