Ohrbecherschwamm

[164] Ohrbecherschwamm, Peziza Auricula, L. [Zorn, pl. med. tab. 500.] dieser runzlichte, ohrförmige, hohle Schwamm (Auricula Iudae, Fungus Sambuci) sitzt an alten Baumstämmen, vorzüglich aber am Schwarzholder und dem Weißhagedorne nach der Mitternachtseite zu.

In frischem Zustande, und noch feucht gleicht er einer zähen, durchscheinenden, gallertartigen Haut in mehrere erhabene, unterwärts hohle Falten gebogen, fast wie ein Ohr, und von schimmlichtem Geruche, aber ohne Geschmack. In trocknem Zustande ist er geruchlos, brüchig, äußerlich grau, innerhalb schwärzlicht. In Wasser gelegt, wird er wieder zähe, durchscheinend, und schimmlicht von Geruche.

Dem Aufgusse und dem Absude davon hat man (wohl nur eingebildete?) entzündungswidrige Kräfte bei der Bräune, bei Mundschwämmchen, und in Augenentzündungen zugeschrieben, auch wohl[164] den erweichten Schwamm selbst auf die entzündeten Stellen gelegt. Die Alten gaben auch den Absud innerlich gegen Sackwassersucht.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 164-165.
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