Rektifikation

[42] Rektifikation, (Rectificatio) nennt man die Befreiung einiger Flüssigkeiten von der Wässerigkeit und einigen andern fremden Theilen durch Destilliren, welches zu dieser Absicht in einigen Fällen mehrmahls wiederholt wird. So rektifizirt man wässerigen Branntwein durch Uebertreiben des geistigen Theils in die Vorlage, während die Wässerigkeit und das Fuselöl in der Blase oder Retorte zurückbleibt. Wenn schon guter Weingeist durch nochmaliges behutsames Destilliren dergestalt wieder abgezogen wird, daß man den geistigsten, möglichst wasserfreien Theil in der Vorlage erhält, so nennt man ihn höchstrektifizirt (Spir. vini rectificatissimus). Die wässerige Vitriolsäure nennt man auch »rektifizirt,« wenn sie, in der Retorte erhitzt, ihre Wässerigkeit hat übergehen lassen; doch eigentlich nur dann, wenn sie, völlig entwässert, nochmahls völlig übergetrieben worden, unter Zurücklassung ihres etwanigen Gehaltes an Metallen, wenigstens des Bleis, wird sie mit Recht rektifizirte Vitriolsäure (Acidum Vitrioli rectificatum) genannt, unter Vitriolsäure.

So muß auch der zuerst aus dem Horne destillirte Hirschhorngeist wenigstens noch einmahl vor sich aus der Retorte übergetrieben und so eines Theils des ihm[42] gar zu häufig beiwohnenden, bränzlichten Oeles entledigt werden, wenn er rektifizirter Hirschhorngeist (Spir. C.C. rectificatus) heißen soll.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 42-43.
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