Seekuhstein

[197] Seekuhstein (Lapis Manati) ein Knochen, der an Gestalt von Diesem so, von Jenem anders beschrieben wird, zum Zeichen, daß sehr verschiedenartige Knochen unter diesem Nahmen vorkommen, ungefähr von der Größe einer Wallnuß und von elfenbeinartiger Härte und Weiße. Nach der wahrscheinlichsten Meinung ist es das Felsenbein an jeder Seite des Kopfs des Trichecus Manatus, L. australis [Büffon, hist. nat. XIII. tab. 57.] eines höchstens 17 Fuß langen Thieres in den Mündungen großer Ströme an den Seeküsten des heißen Erdgürtels bei Afrika und Amerika, ohne Spitzzähne, behaart und mit Nägeln an den vier Zähen der beiden vordern Füße; die Hinterfüße sind zu einem horizontal floßförmigem Fischschwanze verwachsen. Dieses mit sehr feinem Gehöre begabte, furchtsame, sanftmüthige Säugthier kömmt nie aus dem Wasser, lebt blos von den Kräutern, die am Ufer wachsen, und dient dem Menschen mit seiner[197] dicken Haut und seinem wohlschmeckenden Fleische.

Daß dieser Knochen, den man ehedem kalzinirt und gepülvert zu einem halben bis ganzen Skrupel eingegeben hat, nicht Nieren- oder Blasensteine zermalmen und abtreiben könne, wie die Alten wähnten, wird man jezt ohne meine Versicherung glauben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 197-198.
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