Soda

[225] Soda, (Soda, Barilla, Natron impurum). Dieses steinähnliche Aschensalz, aus einigen verbrannten Pflanzen an den südlichen Meerufern fabricirt, ist von verschiedner Güte.

Die orientalische hält man für die beste. Unter diesen Sorten wird die ägyptische oder alexandrinische (Soda aegyptiaca s. alexandrina) aus der Salicornia arabica, dem Mesembryanthemum nodiflorum, und der Plantago squarrosa; in Syrien aus der Salsola Kali und der Anabasis aphylla; die um Astrachan aus dem Chenopodium maritimum, und der Salsola fruticosa vorzüglich bereitet. So sehr man sie immer vorzog, so kam sie doch nicht in den Handel; nur nach Venedig in die Glasfabriken.

Die beste, zu uns gelangende, ist die alikantische, oder spanische, (Soda hispanica, alonensis, s. alicantina) vorzüglich die unter dem Nahmen Soude de Barille, oder la Bariglia, Barilla. Sie kömmt über Alikante, und wird in Valencia in der Menge von wenigstens 150000 Zentnern jährlich bereitet. Die beste Sorte wird[225] von der eigends dazu gebauten Salsola sativa, L. [Jussieu, Mem. de l'Acad. 1717 tab. 2] mit verbreiteten Stengeln, glatten, länglichtrunden Blättern und zusammengeballten Blumen, einem niedrigen Sommergewächse dergestalt gezogen, daß man das reife, welkende Kraut, zu Heu dürre getrocknet, in Bündeln auf Rosten verbrennt, wovon die Asche in der Hitze schmilzt und herab in die darunter befindliche Erdgrube tröpfelt, und harte Massen darin bildet, die man nach dem Erkalten zerschlägt. Nach andern sollen die Bündel in den Gruben selbst verbrannt und die glühende Asche so lange umgekrükt werden, bis sie verhärtet. In der besten Güte kömmt sie in bläulich dunkelgrauen, schweren, harten, trocknen, klingenden Stücken, mit vielen Löcherchen durchwebt, und, wenn man sie benetzt, nicht von Kothgeruche. Die in kleinen Stücken, wie Kieselsteine (Caillotis genannt) zieht man vor.

Die carthagenische (Soda carthagenensis) kömmt von Murcia aus Spanien, wird für geringer gehalten, ist weniger blau und mehr grau, mit kleinern Löcherchen und kömmt in größern Ballen. Sie scheint die Soude de Bourde, oder de Bourdine zu seyn, und aus der Salsola Tragus bereitet zu werden.

Nicht weniger gut ist die französische oder languedokische (Soda gallica), welche dunkelschwärzlichblau und klingend ist, vorzüglich aus der Salsola Soda bereitet, und über Marseille ausgeführt wird.

Dagegen verdient nicht den Nahmen der Soda das Produkt aus einigen verbrannten, im Meere selbst wachsenden Vegetabilien, besonders dem Blasentang, w.s. welches unter dem Nahmen Soude de Varec vorzüglich von Cherburg (Soude de Cherbourg) in der Normandie verführt wird, und größtentheils zum Behufe der Seifensieder dient. Sie ist weißlich, nicht hart, feuchtet an der Luft, stinkt in Wasser aufgelößt, schmeckt nur nach Kochsalz und Schwefelleber, braußt nicht merklich mit Säuren, und ist mit Steinen vermischt. Ein ganz ähnliches Produkt bereitet man aus derselben Pflanze, unter dem Nahmen Kelp auf einigen Küsten von England, Irland und Schottland, vorzüglich aber auf den Scillyinseln.

Aus der besten spanischen Soda zieht man, wenn sie gepülvert und durch Kochen mit Wasser ausgelaugt wird, mittelst Durchseihen, Abdampfen und sorgfältigem Krystallisiren, mineralisches Laugensalz ( Sodalaugensalz), aus 32 Unzen Soda etwa 13 Unzen Krystallen.

Zuweilen ist es nöthig, durch Glühen, Wiederauflösen, Abdampfen der durchgeseiheten Auflösung, und Krystallisiren sie nochmahls zu reinigen (Sal. Sodae depuratum). Dann ist es gleichförmig mit dem aus Glaubersalz oder Kochsalz gezogenen; Sodalaugensalz.

Ausser dem Sodalaugensalze enthält auch die beste Soda noch Potaschenlaugensalz, Glaubersalz, Kochsalz, Schwefelleber, einige Erden- und Eisen-Substanzen,[226] wovon das auszuziehende Sodalaugensalz nur mit Mühe völlig abgesondert werden kann.

Die Soda wird größtentheils nur noch von Glasmachern, Färbern und Bleichern gebraucht, doch von den besten unter ihnen nicht in roher Gestalt, sondern nur das daraus gezogene gereinigte Laugensalz. Der Bedarf des mineralischen Laugensalzes für Apotheken wird jezt weniger aus der Soda, häufiger durch Zersetzung des Kochsalzes und Glaubersalzes gewonnen; Sodalaugensalz.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 225-227.
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