[231] Sojafasel, Dolichos Soja, L. [Zorn, pl. med. tab. 314] mit gewundenem Stengel, aufrechten Blumentrauben in den Blattwinkeln, und hängenden, steifhaarigen Schoten mit gewöhnlich zwei Samen, ein etwa vier Fuß hohes Sommergewächs in Ostindien einheimisch, welches in unsern Gewächshäusern schnell verblüht.
Die denen der Feigbohnenlupine ähnlichen Schoten enthalten zwei weiße Bohnen einer Zuckererbse groß, die man in Ostindien, vorzüglich in Japan und China erst halbweich kocht, dann in Mehle von Sojafasel umrührt, daß sich eine Kruste davon um[231] die Samen lege, sie dann in einem Korbe auf einander häuft und zudeckt, damit sie in Schimmelgährung übergehen. Dann wird die Mehlkruste abgerieben und die Bohnen in einem irdenen Kruge mit einer Auflösung von Kochsalze in fünf Theilen Wasser übergossen und so bei gelinder Wärme sechs Wochen stehen gelassen. Hat sich nun die Brühe gehörig gefärbt, so wird sie abgegossen und etwas eingesotten.
Diese Sojatunke (Soja), welche undurchsichtig, schwarzbraun, und von der Konsistenz des Malagaweins ist, wird, mit Wasser verdünnt, pomeranzfarbig, riecht wie Fliedermus, schmeckt salzig, etwas fettig und etwas entfernt nach Fliedermus und wird als Sose zu Fleisch und Fischen auf die Tische der reichen Europäer gebracht; sie soll die Verdauung befördern und den Appetit erregen.
Die Samen von unsrer Bohnenwicke würden, eben so zugerichtet, auch eben diesen Tafelluxus darreichen, nur Schade, ungleich wohlfeiler.