Sublimation

[293] Sublimation, (Sublimatio) ist eine der Destillation sehr ähnliche Verrichtung. Bei beiden entweichet die von der Hitze in Dunstgestalt aufgelösete Substanz in eine kältere Gegend des Gefäßes, nur daß die Dünste bei der Destillation sich zur tropfbaren Flüssigkeit, bei der Sublimation aber sich zu einer festen Substanz verdichten, entweder zu einer derben Masse (Sublimat, Sublimatum) oder in lockerer Gestalt (Blumen, Flores) in Form der Nadeln, Schuppen, Federn, Pulver.

Wo die zur Sublimation gehörigen Ingredienzien zugleich eine Feuchtigkeit von sich geben, die man aufzufangen Ursache hat, da bedient man sich zum Arbeitsgeschirre einer Retorte mit Vorlage.

Wo aber die mit aufsteigende Feuchtigkeit keinen Nutzen hat, da pflegt man die Arbeit in einem Kolben zu unternehmen, dessen Hals aber nicht länger seyn darf, als daß der Sublimat einen Daumenbreit unter seiner Mündung sich anzulegen aufhöre; in einem längern Halse würde sich weiter oben Feuchtigkeit zu Tropfen sammeln, welche beim Zurückfallen den heißen Boden des Kolbens zersprengen möchten.

Wo der Sublimat sich zu einer festen Masse verdichtet, muß man von Zeit zu Zeit dahin sehen, daß sich der Durchgang des Kolbenhalses nicht völlig verstopfe, und ihn daher durch Einstoßung eines Pfei fenstieles öfters lüften, weil[293] sonst das Sublimirgefäß mit Gefahr zerplatzt.

Bei mehrern, zugleich eingesetzten Sublimirgefäßen ist dieß eine nicht geringe Unbequemlichkeit, der man jedoch abhelfen und (wie bei einigen Produkten geschätzt wird) zugleich die Brode in glatter kugelschnittförmigen Gestalt erhalten kann, wenn man die Sublimation z.B. des ätzenden oder versüßten Quecksilbers, des Salmiaks, u.s.w. in Retorten (am besten mit kurz umgekrümmten Hälsen) oder in kugelförmigen Vorlagen unternimmt, das Geschirr aber dergestalt in das Sandbad setzt, daß die Halsmündung herabgebogen, so tief wie möglich unter die Oberfläche des heißen Sandes zu stehen komme.

Durch diese vom bedeckenden Sande erhitzte Mündung gehen blos unverdichtbare Gasarten, keine sublimirbaren Dünste, welche leztern blos nach dem kältern Gewölbe des Sublimirgefäßes streben, und sich daselbst verdichten. An eine Zersprengung des Gefäßes wegen verstopften Ausganges der luftförmigen Dämpfe ist bei dieser simpeln Veranstaltung nicht zu denken.

Das Sublimirgefäß wird mehr oder weniger tief in den Sand der Kapelle gesetzt, und schwächeres oder stärkeres Feuer gegeben, je nach der Natur der aufzutreibenden Substanz.

Wenn aller Sublimat aufgestiegen ist, so trennt man das sublimirte Brod von dem Rückstande, indem man das gläserne Gefäß unter dem Gewölbe absprengt. Man nimmt zu dieser Absicht das erkaltete Gefäß aus dem Sande, hält es da, wo es ganz durchsichtig ist, (zwischen dem Rückstande und dem Sublimate) über ein brennendes Licht und benetzt dann die glühend erhitzte Stelle mit einer naßgemachten Fingerspitze. Hier knickt das Glas in kleine Risse. Von hier aus führt man die Flamme eines Wachsstocks oder einer brennenden Schwefelkerze allmählich und langsam, bis der Riß weiter gedrungen ist, rings unter dem abzusprengenden, das Sublimat enthaltenden Gewölbe herum, bis der Riß ringsherum geht. Nun kann man aus dem von einander genommenen Geschirre, Rückstand und Sublimat, jedes besonders, rein und unvermischt herausnehmen.


Gefahrlose Sublimation zu sphaerischen Broden.
Gefahrlose Sublimation zu sphaerischen Broden.

Gefahrlose Sublimation zu sphaerischen Broden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 293-294.
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