Weißdiptam

[423] Weißdiptam, Dictamnus albus, L. [Zorn, pl. med. tab. 436] mit gefiederten Blättern und einfachem Stengel; ein drei bis vier Fuß hohes Kraut mit mehrjähriger Wurzel im südlichen Europa und in Deutschland auf Waldgebirgen und thonicht steinichten Hügeln, wo es so wie in unsern Gärten im Juny roth oder weiß blüht, und dann seine Ausdünstungen so geistig sind, daß sie bei trocknem Wetter auf Annäherung eines brennenden Lichtes sich leicht zu entzünden pflegen.

Unter dem Nahmen der Weißdiptamwurzel (Rad. Fraxinellae, Dictamni albi) wird in Apotheken nicht die dicke, ästige, äusserlich blaßgelbe, innerlich weiße Wurzel, von heftigem, geilem Geruche, sondern nur der röhrenförmig zusammengerollte Theil der Rinde derselben aufbewahrt, in Finger langen und starken Stücken, etwa eine Linien dick, fast ohne Geruch, aber von sehr bitterm, etwas gewürzhaftem Geschmacke, wiewohl man auch bis zur gänzlichen Geschmacklosigkeit verlegne in Apotheken antrifft. Die Alten schrieben ihr alexiterische und in Schleimkrankheiten dienliche Kräfte zu, und gaben sie als ein Monatzeit und Geburtswehen beförderndes Mittel, so wie auch gegen Spuhlwürmer, Fallsucht und Hysterie. Sie ward aber nachgehends gänzlich vernachlässigt, bis sie neuerlich Störk wiederum gegen dreitägige Fieber, Spuhlwürmer, in Bleichsucht, und daher rührender Melancholie, in Fallsucht und im fressenden weißen Flusse mit Nutzen gegeben zu haben versichert, theils im Pulver zu höchstens einem Skrupel, theils in der geistigen Tinktur. In frischer Verfassung verspricht sie allerdings große Kräfte.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 423.
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