Wurzelpastinak

[463] Wurzelpastinak, Pastinaca sativa, L. [Zorn, pl. med. tab. 568] mit einfach gefiederten Blättern; ein an Schutthausen, in Weinbergen, trocknen Wiesen und Grabendämmen wohnendes, häufig in Gärten gezogenes auf sechs Fuß hohes Kraut mit zweijähriger Wurzel, welches im July gelb blüht.

Der dünnen, holzigen Wurzel des wilden Pastinaks (Rad. Pastinacae sylvestris latifoliae, Elaphobosci erratici, Brancae leoninae) hat man sich wohl nie in der Arznei bedient, wohl aber der weißen, einfachen spindelförmigen, süß und etwas widrig aromatisch schmeckenden Wurzel des zahmen Pastinaks (Rad. Pastinacae, sativae latifoliae) die man im heiß bereiteten Weinaufgusse gegen eine Art Wechselfieber hülfreich befunden haben will. Uebrigens geben diese Wurzeln ein nicht allen Gaumen behagliches Gemüß, ob sie gleich, ihre Blähung erzeugende Eigenschaft abgerechnet, wohl nahrhaft zu achten sind. Hievon machen eine merkwürdige Ausnahme die jährigen, oder die den Winter über im Lande gestandenen Pastinakwurzeln (Madneps), welche zufolge[463] vielfältiger Erfahrungen nach dem Genusse die heftigsten Zufälle erregen: Schwindel, stürmischen Wahnsinn, Brennen im Schlunde und im Magen, starke Hitze, geschwollene Augen und Lefzen, und andre von betäubenden Mitteln gewöhnliche Zufälle. Ausser Brechmitteln kennt man kein Gegengift.

Der platte, elliptische, gefurchte, mit einem häutigen Rande umgebene, aromatisch riechende und schmeckende Samen des zahmen Wurzelpastinaks (Sem. Pastinacae, sativae latifoliae) hat noch mehr Ruf in Heilung der Wechselfieber erlangt, zu welcher Absicht man den Absud von drei Quentchen in Wein zu geben pflegte. Die besondre Art von Wechselfiebern, worin es half, ist uns nicht beschrieben worden. Der Samen des wilden Wurzelpastinaks ist noch weit aromatischer. Sein Gebrauch gegen Blasenstein ist ebenfalls veraltet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 463-464.
Lizenz: