Es ist eine bekannte Erfahrung, daß Jünglinge nur dann fein gebildet, nur dann für die große Welt, die jetzt so unendlich mehr als kaum vor zehn Jahren fordert, passend sind, wenn der Umgang mit zartfühlenden, vernünftigen Frauenzimmern die letzte Hand an ihre Bildung gelegt hat.
Wie könnte es auch anders seyn, wodurch könnte der harte Sinn des Mannes wohl sonst biegsamer gemacht, sein Aeußeres, meistens durch ernstere[3] Studien oder sonstige Berufsgeschäfte schroffes Wesen, gemildert werden?
Nur der zarte Sinn, das tiefe Gefühl, die Gabe der freundlichen Geselligkeit, das schnelle Auffassen von Ideen, welche wir an Damen bewundern und innig schätzen – kann die bisweilen höchst auffallende Veränderung in dem Aeußern sowohl, als dem Innern des jungen Mannes hervorbringen!
Mancher, der noch vor kurzer Zeit nicht begreifen konnte, worin die Annehmlichkeit des Umgangs mit Frauenzimmern denn eigentlich läge; – mancher, der denselben als eine Pein und Quelle der Verlegenheit, wo es nur möglich war, auswich, der sich nur leicht und wohl fühlte im ernsten, ob auch trocknen Gespräche mit Männern – sucht auf einmal die Gesellschaft der[4] Damen, kennt kein anderes Glück, als das ihres nähern Umgangs, und ist selig in dem Gedanken, ihnen nicht zu mißfallen; und alles dieß nur, weil vielleicht ein viertelstündiges Gespräch ihn anzog, weil er in dieser Probe den Vorgeschmack einer andern freundlichern Unterhaltung als er sie bisher genoß, fand. Die Folgen eines solchen Umgangs, der sich freilich immer auch auf gegenseitige Achtung stützen muß, wenn er das seyn soll, was ihn so wünschenswerth macht, sind unverkennbar; das steife Wesen verwandelt sich in Geschmeidigkeit, der trübe Ernst in heitere Lebenslust, die rohe Kraft in sanfte, doch darum immer männliche Herzlichkeit. Viele behaupten zwar, nur weibische Schwäche, Süßlichkeit und Verschrobenheit lerne der Jüngling von Weibern[5] – wer glaubt ihnen das aber? derjenige gewiß nicht, welcher des Umgangs mit weiblichen Wesen, die dem Bessern und Höhern huldigen, gewürdigt wurde.
Leider zwingt mich der Zweck, den ich bei dieser Arbeit habe, im Verfolge dieser Blätter auch die Schattenseiten des Frauenzimmers an's Licht zu stellen, man darf mich darum aber dennoch getrost für einen eifrigen Verehrer des andern Geschlechts halten, denn meine Ueberzeugung ist, daß die Vorzüge, die liebenswürdigen Eigenschaften bei demselben – die Fehler bei weitem überwiegen, und ich kann es aus vollem Herzen sagen, daß ich die glücklichsten Stunden meines Lebens im Kreise gebildeter, feinfühlender und dabei mit heiterer Laune begabter Frauenzimmer zubrachte, und[6] daß ich jeden andern Genuß einem freundlichen Umgange mit ihnen weit nachstelle; man glaube also ja nicht, daß ein Weiberfeind aus mir spräche, wenn ich die Farben etwas grell aufzutragen für gut fand – zu grell habe ich es wahrhaftig nicht gethan, und wenn sich Eine oder die Andere getroffen fühlt, ey nun, da schadet eine aus freundlichem, wohlwollendem Herzen gegebene Erinnerung keineswegs, und ich hoffe, vielleicht noch gar Dank dafür zu verdienen.
Uebrigens erlaube ich mir die Bemerkung, daß ein junger Mensch, wenn er den ersten Abschnitt dieses Büchleins auch reiflich erwogen hätte und ganz darnach thäte, mit liebenswürdigen, verständigen Frauenzimmern wohl recht gut auskommen würde, dagegen mit denen,[7] welche auch nur einige Fehler ihres Geschlechts besitzen, schwer umgehen, überall anstoßen und also mein Werkchen ärgerlich in's Feuer werfen müßte, wenn ich ihm nicht auch diese Fehler bemerkbar machte, und ihm die Anleitung geben wollte, dieselben leicht zu erspähen – sie entweder zu bessern, oder, was das Vernünftigste ist, ihrer zu schonen.
Habe ich auch nur einigen Unerfahrenen hierin geholfen, habe ich diesem eine Verlegenheit erspart, jenem in irgend einem Falle hülfreiche Hand durch guten Rath gegeben, dann ist der Zweck dieser Schrift, welche ich mit reger Vorliebe fertigte, zu meiner Freude erreicht, und so der innigste Wunsch erfüllt
Des Verfassers.