Seit Knigge den »Umgang mit Menschen« und Alberti sein »Complimentirbuch« schrieb, sind unzählige Bücher ähnlichen Inhalts erschienen und kaum ein Jahr vergeht, an dessen Schluß nicht die Herausgabe irgend eines Werkes dieser Art zu verzeichnen wäre. Aber ähnlich wie die stattliche Reihe von Kochbüchern, die alljährlich auf den Büchermarkt gebracht werden, sich meistens mit ihren Rathschlägen nur an die feinere Küche, den wohlhabend ausgestatteten Haushalt wenden, so geschieht es auch mit den Büchern, in denen Vorschriften über die geselligen Formen geboten werden. Sie schlagen einen zu hohen Ton an, – sie setzen voraus, daß alle Welt die landläufigen Regeln des guten Benehmens kenne, während dieses thatsächlich bei einer großen Anzahl Menschen nicht der Fall ist. Sie erheben Ansprüche an Höflichkeitsformen, die entschieden übertrieben sind und lassen das Alltägliche, die ersten Grundbedingungen guten Benehmens gänzlich unerwähnt.
Wie nun als Kochbuch das Werkchen der verdienstvollen Vorsteherin der hannov. Kochschule »Hausmannskost«, welches in gleichem Verlage erschienen, sich rasch verbreitet und überall Freunde erworben hat, so biete ich hiermit dem Publikum gewissermaßen auch eine Hausmannskost der guten Sitte, im Gegensatz zu den theuren Werken, den Prachtausgaben, in denen ein seiner Hofton vertreten, ein Büchlein, das für geringen Preis in kleinem Format gern ein Freund und Rathgeber auch der weniger Bemittelten werden möchte.
Der Titel ist mit gutem Bedacht gewählt. Schicklichkeitsregeln für das bürgerliche Leben. Daß ich hie und da einen kleinen gesundheitlichen Rathschlag ertheile, wird man mir nicht verargen. Ein A-B-C-Buch aber nenne ich es, weil auch solche erste und kleinste Regeln darin genannt, die Anfängern nothwendig sind. Ebenso wie man beim Erlernen einer fremden Sprache auch zuerst die Buchstaben kennen lernen muß. Daß ich hierbei mir oft die Erlaubniß nehme die Dinge bei ihrem rechten Namen zu nennen und das was schwarz ist auch als schwarz bezeichne, wird man mir verzeihen. Ich will Niemanden verletzen, ich wiederhole, daß ich meinen Lesern ein Freund werden möchte.
Hannover.
A. Kistner.