319. Ueber die politische Genügsamkeit der Schweizer.

[419] (Gedichte über die Schweiz und über Schweizer. Bern 1793. 2. Th. S. 180.)


Zu schützen deiner Freyheit Rechte,

Die deiner Väter Muth erfocht,

Gebrauche Schweizer deine Rechte,

So stolz des Königs Sklave pocht.


Laß Monarchien sich verbreiten

Vom Meere bis zum Meere hin,[419]

Und neue Staaten sich erbeuten,

Den Pracht hoch steigen, hoch Gewinn!


Verlaß nie deiner Wohlfahrt Stützen,

Die Einfalt, die Gerechtigkeit!

Vor Feinden werden sie dich schützen

Bey Tugend und Genügsamkeit.


Seh Sklav und kämpf, erobre, siege,

Verstärke deines Herrschers Macht:

Was sind die Früchte deiner Siege?

Hast du dich damit frey gemacht?


Dich wird der Arm nur schwerer drücken,

Den das bezwungne Volk verstärkt;

Lern willig dich zum Joche schicken,

Du wirst, was es ist, unvermerkt.


Der Menschheit Recht im Menschen ehren,

Bedrückten freudig beyzustehn,

Dein eignes Glück, des Nachbars mehren,

Ist patriotisch und ist schön.


Durch Weisheit siegen über Feinde,

Die niemals an dir Schwächen sehn,

Durch Wohlthun dir erworbne Freunde,

Die müssen deinen Ruhm erhöhn!


Dir wird dann alles Glück begegnen

Von tapfern Stiftern zugedacht;

Doch müssen einst die Enkel segnen,

Die deine Weisheit glücklich macht!

Quelle:
Laukhard, Friedrich: Zuchtspiegel für Eroberungskrieger, Advokaten und Aerzte. In: Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute, Paris [i.e. Leipzig] 1799, S. 419-420.
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