Ein Schlußwort.

[110] Nun wäre das Büchlein für meine lieben jungen Freundinnen fertig. Ich habe alles schlicht und einfach niedergeschrieben, und ich glaube nicht, daß eine von euch denken wird, es sei zu schwer, die hier aufgestellten Regeln zu befolgen, oder ich sei in einigen Forderungen zu weit gegangen.

Ich habe euren Wunsch erfüllt und euch einen kleinen Wegweiser in die Hand gegeben, der euch tu den verschiedenen Lagen Auskunft erteilt. Freilich hat jede der erwähnten Lagen wieder ihre Variationen und oft so zahlreiche, daß es unmöglich wäre, für jede eine besondere Vorschrift zu geben. Da hilft euch dann das Taktgefühl, dem man in solch unvorhergesehenen Fällen die Entscheidung überlassen muß.

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Ihr seht, der gute Ton regelt unsere ganze Handlungsweise, unsere Worte, ja selbst unsere Gedanken.

Wenn wir seinen Anforderungen treu genügen gegen alle, an allen Orten und zu allen Stunden, gleichviel, ob wir allein oder mit anderen zusammen sind, so wird die Selbstbeherrschung uns zur zweiten Natur und verleiht uns durch die edlen Sitten[110] die wir durch sie annehmen, die innere Zufriedenheit, wir sind bei den Menschen beliebt und empfinden immer mehr die Wahrheit des Wortes:

Eine liebevolle Rücksichtnahme auf unseren Nächsten, ein edles Selbstvergessen, eine freudige Hingabe unseres eigenen Ich und unserer Interessen – das ist die Höflichkeit, die unsere Mitmenschen beglückt und uns selber Gott näher bringt.[111]

Quelle:
Tante Lisbeth: Anstandsbüchlein für junge Mädchen. Regensburg 4[o.J.]., S. 110-112.
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