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[158] An der Erweiterung unserer Sammlungen konnte ich auch neben den Einrichtungsarbeiten des Neubaues weiter tätig sein. Unsere Besuche in Italien, London und Paris brachten u.a. Bilder wie den großen B. Montagna, die merkwürdige späte Pietà Carpaccios, die Landschaft von Dughet, die schon erwähnte Bekehrung Pauli von Rubens und das frühe Frauenbildnis von Goya, ferner die Marmorbüste eines Kardinals Zacchia von Algardi und unter mehreren Bronzestatuetten namentlich[158] die ausgezeichnete schlafende Nymphe von Riccio. Die Haupterwerbung war eine Auswahl von etwa zwanzig Gemälden aus der Sammlung Adolf Thiem in San Remo, durch die unsere Galerie wieder eines der vornehmen Genueser Frauenbildnisse von A. van Dyck, eine Reihe trefflicher holländischer und vlämischer Stilleben sowie verschiedene tüchtige Gemälde primitiver Meister wie Bouts, Memling und Ercole Roberti erhielt. Obgleich ich seit Jahren mit dem Besitzer befreundet war und ihm viel geholfen hatte, war der Kampf um die Auswahl und den Preis doch kein leichter, da ja in Greschäften die Gemütlichkeit aufhört.
Bei meiner Anwesenheit in Mailand im Herbst 1903 hatte ich das ausgesuchte Pech, den Besuch von Turin und dadurch die Besichtigung der Eyckschen Miniaturen in der dortigen Bibliothek versäumen zu müssen. Ich hatte beim jungen Principe Trivulzio angefragt, ob ich seine Sammlung (vor allem wegen der Bronzestatuetten, die ich meiner damals begonnenen Publikation einzureihen wünschte) besichtigen dürfte. Der Fürst, der eigens dazu aus Rom herbeikam, bestimmte mir gerade den Tag, den ich für den Besuch in Turin angesetzt hatte. Ich verschob diesen Besuch, und gleich darauf verbrannte der Codex mit manchen anderen Schätzen der Turiner Bibliothek.
Bei wiederholten Besuchen in London hatte ich in diesen Jahren bei Alfred Beit in Park Lane gewohnt, um ihm behilflich zu sein, seine Sammlungen weiter auszubauen und einen großen illustrierten Katalog der Sammlung anzufertigen. Im Herbst 1903 lag er fertig vor. Damals war die Sammlung der Gemälde wie der Bronzen bereits fast abgeschlossen, dagegen fehlte noch die ganz gewählte, durch Murray Marks jahrelang mit großem Eifer zusammengebrachte Sammlung von hispano-moresken Majoliken, zu deren Erwerbung (um 7500 £) ich ihm dringend riet.