Antimonium

[67] Antimonium.

Antimonium seu Stibium, frantzösisch, Antimoine, teutsch, Spießglas, ist ein Mineral, so einem Metall gar nahe kommt: es ist schwer, gläntzend, und sieht wie Crystallen oder Nadeln und Spießlein, anbey gar schwartz; es findet sich um die Ertzgruben an vielen Orten in Europa, z.E. in Ungarn, in Siebenbürgen, in Bretagne, in Poictu, und Auvergne in Franckreich. Es wird in Stücken ausgegraben, welche bald mit viel, bald mit wenig harten Stein oder Felsen; die Gewercken heissens Quartz, frantzösisch, Gangue; vermenget sind. Man muß das reineste aussuchen, darunter wenigstens nicht gar viel Quartz befindlich, wann man es brauchen will: dann ihrer viele ziehen dieses Spießglasertz dem geschmeltzten und gereinigten noch vor.

Wann das Spießglas soll gereinigt werden, so wird es in Töpfe oder Tiegel gethan und im Feuer geschmoltzen; hernach lassen sie es durch ein Instrument, gleich einem Schaumlöffel, in andere Töpfe lauffen, damit der Quartz davon komme. Ist es kalt worden, so zerschlagen sie die Töpfe, und senden es uns in solchen Stücken, gleichwie wir sie zu sehen kriegen. Und dessen bedienen wir uns insgemein, wiewohl es unrecht Antimoine cru, Antimonium crudum, rohes Spießglas, genennet wird.

Das Ungarische Spießglas, frantzösisch, Antimoine d'Hongrie, wurde ehedessen nach Franckreich in kleinen Stücken gebracht, welche voller kleiner, durch einander lauffender und gläntzender, wie Silberertz weißlichter Spiesse waren. Seit dem aber dieses Mineral in Franckreich auch entdecket worden, lassen sie keines mehr aus Ungarn bringen; dahero ist es nunmehr also rar.

Das Spießglas, das wir insgemein gebrauchen, wird in Poitou gegraben: das soll man nehmen, wann es fein sauber ist, mit schönen, langen, gläntzenden Spiessen, die sich leicht zerbrechen lassen. Von Natur bestehet es aus sehr viel Schwefel, so dem gemeinen Schwefel nicht so gar ungleich, und einer materia regulina, einer Materie, daraus der König[67] gebracht wird, welche dem Metall gar nahe kommt. Man kan auch nachsehen, was ich in meinem Buch von der Chymie davon vermeldet habe.

Das rohe Antimonium gekochet, treibet den Schweiß. Wird aber etwas saures drunter gemischet, so erreget es Brechen. Zu Pulver gestossen thut es desgleichen, wann man es von zwey bis auf acht Gran einnimmt.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 67-68.
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