[70] Aper.
Aper, frantzösisch, Sanglier, und Porc sauvage, teutsch, Hauer, ein wildes Schwein, ist ein vierfüßiges Thier, das sehr wild und so groß ist und siehet als wie ein gemeines Schwein, wiewohl die Borsten viel rauher und straubichter sind, schwärtzlicht oder dunckelroth. Das Männlein wird Virres sylvaticus, ein Hauer, das Weiblein aber Sus fera sive Scropha sylvestris, eine Bache, frantzösisch, Laye, und ein junges Schwein, Porcellus sylvestris, ein Frischling, frantzösisch, Marcassin, genennet. Es wohnet in Höltzern, und lebet allda von Eicheln und Wurtzeln. Auf der einen Seite seines Rüssels hat es, oben, zwey Zähne, länger als ein Finger, und dicker als der Daumen, die sind krumm, spitzig, hart und weiß, vest und starck, auch schneidend. Sie dienen ihm zu seiner Beschützung, und hat man sich auch wohl davor zu hüten, wann das Thier auf der Jagt verfolget wird; dann mit einem einigen Schlage reisset es Menschen und Hunden den Leib auf.
Die Zähne werden eingefasset, damit die Kinder daran kauen können, wann sie die ersten Zähne bekommen wollen. Aus Indien werden viel Schweinszähne gebracht, die sind viel länger und dicker, als wie die in Franckreich. Wann sie zu einem gantz subtilen Pulver gemachet worden, sind sie alkalisch, erregen den Schweiß, eröffnen und dienen wider das Seitenstechen, benehmen den Feuchtigkeiten im Leibe die Schärffe, stillen das Blutauswerffen: die dosis ist ein Scrupul.
Das wilde Schweinschmeer ist gut zu erweichen, zu zertheilen, zu stärcken, die Schmertzen zu lindern: es werden die krancken Theile des Leibes damit gerieben.
Die Geilen und übrigen Geburtsglieder vom wilden Schwein eingenommen, vermehren die Kräfte.
Die Galle ist gut zu Kröpfen und dergleichen Geschwulsten.
Der Koth zertheilet und heilet die Krätze, wenn er äusserlich gebrauchet wird.
Alle Theile vom wilden Schweine überhaupt stecken voll flüchtiges Saltzes und dienen den Schweiß gantz unvermercklich zu befördern.
Es stehen einige in den Gedancken, das frantzösische Wort Sanglier komme von singulier, eintzeln, her, weil dieses Thier stets alleine läufft, ohne, wann es noch jung ist; dann, da läufft es in Gesellschafft mit andern.