Apis

Apis.
Apis.

[71] Apis.

Apis, auf frantzösisch Mouche à miel, Abeille und Avette (welcher letzter Namen jedennoch nur den jungen gegeben wird) teutsch, eine Biene. Ist eine Gattung Fliegen, welche den Honig machen und das Wachs. Dieser Name soll, wie man glaubet, daher kommen, weil es scheinet, als ob sie keine Füßlein hätte: dann, wann man sie angreiffet, so ziehet sie dieselbigen zusammen, und weiß sie dergestalt unter dem Leibe zu verbergen, daß man sie schwerlich herabbringen kan. Sie hat vier Flügel, ein lange Zunge, die sie gemeiniglich aus dem Maule hervorstreckt; auch kleine Zähne, und der Stachel ist an dem Bauche veste angemacht. Die Alten gaben vor, daß sie von todten Ochsen und Löwen wüchsen, und diese Thiere[71] in Bienen verwandelt würden, wann sie verfaulten. Allein durch die vielfältige Erfahrung, da man zu solchem Ende Ochsen und Löwen hat verfaulen lassen, ist zur Gnüge erwiesen, daß solches eine purlautere Einbildung der Poeten gewesen: es mag wohl seyn, daß die Bienen durch ein und andere Dunst, die aus dem Leibe des Löwens dämpfet, an und herbeygelocket worden; weil wir doch in der heiligen Schrifft lesen, daß Simson in dem Aase des Löwens, den er wenig Tage zuvor erwürget hatte, einen Bienenschwarm und Honig angetroffen; die waren aber nicht aus dem Fleische des Löwen gewachsen.

Die Bienen entspriessen aus dem wenigen Samen oder weissen Zeuge, so in den kleinen Löchern und Cellen der Honiggewebe oder Wachskuchen befindlich ist, die sie in ihren Stöcken angebauet haben. Aus demselben wird vermittelst der Bienen natürlicher Wärme, ein weisser Wurm, und aus diesem, mit der Zeit, eine Biene.

Die gröste Biene, der König genannt, weil ihn die übrigen alle begleiten und überalle ihm nachfolgen, ist ein Männlein, und vermögend einem solchem grossen Hauffen der Weiblein vorzustehen, eben als wie ein einiger Stier oder Brummer der gantzen Heerde Kühe indem Dorffe. Diese Biene ist viel grösser als die übrigen, allein ihre Flügel sind viel kürtzer; ihre Farbe ist röthlicht, die andern aber alle mit einander sind weit bräuner.

Die Biene sauget das beste aus den Blumen, und verwahret solches in dem Behältnüß unter der Kehle, damit sie es in dem Stocke wieder von sich geben möge; daraus wird alsdann der Honig zubereitet. Das Wachs bringet sie auch an ihren Füßlein hangend, gleichwie an seinem Ort vermeldet werden soll.

Die Bienen haben viel flüchtig Saltz und Oel.

Wann sie getrocknet worden und zu Pulver gestossen werden, dienen sie das Haar wachsend zu machen; man mischet sie unter Eydechsenöl, macht ein Sälblein davon, und streicht dasselbige auf das Haupt.

Apis kommt vom α privativo und ϖοῦς, pes, ein Fuß, als ob man spräche, eine Fliege ohne Beine.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 71-72.
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