Auricula ursi

[129] Auricula ursi.

Auricula ursi Myconi, Lugd.

Auricula ursi Myconi pilosa cærulea, J. B.

Sanicula Alpina foliis Borraginis villosa, C.B.

Verbascum humile Alpinum, villosum Borraginis flore & folio, Pit. Tournefort.

frantzösisch, Oreille d'Ours.

teutsch, Bärsenickel, Bärenöhrlein, Auricul.

Das ist eine Gattung Verbalcum, oder ein Gewächs, das aus seiner Wurtzel Blätter treibet, die sich ausbreiten und auf der Erde herum kriechen, haben bey nahe eine Gestalt wie das Borragenkraut, und sind am Rande ein wenig ausgekerbt, dicke, faselicht, über und über rauch und rauhe anzufühlen, insonderheit gegen die Wurtzel zu; dann, an dem Orte, wo die Blätter herauskommen, daselbst befindet sich ein gantzer Hauffen Härlein oder Fäden, die sitzen bey einander, schier wie das Haar auf dem Kopfe. Die Härlein an dem Rande der Blätter[129] sind röthlicht. Zwischen den Blättern erheben sich zwey oder drey kleine Stengel, acht bis neun Zoll hoch, die sind rund und dicht, voller Saft, röthlicht und schmecken süß und anziehend. Sie tragen auf ihren Spitzen blaue Blumen, die nur aus einem einigen Blatt oder Stück bestehen, in Form eines Rädleins, so fünffmal zerschnitten ist; und in der Mitten stehen Fäslein. Von dem Kelch heraus erhebt sich auch der Pistillus oder ein Stielgen, das ist daran als wie ein Schlüssel veste, und wird hernach zu einer ovalen Frucht, welche so spitzig wie ein Gerstenkorn, ist aber um ein gut Theil dicker, dieselbe hat zwey Fächlein, die stecken voller dünner, eckigter Samen. Die Wurtzeln sind zaselicht, oder fast so zarte als wie Haar, röthlicht und hängen sich an die Steine, haben einen anziehenden Geschmack. Dieses Kraut wächst auf den Pyrenäischen Gebirgen, auf den Alpen und an andern bergichten, schattigen Orten mehr; doch auch zuweilen, wo es feuchte ist. Es führet viel Saltz und Oel.

Es eröffnet, ist gut zum Stein und Gries, abgesotten gebrauchet. Es wird ein Wasser draus, auf gewöhnliche Weise destilliret; dessen bedienen sich die Spanier zum Husten; daher sie auch dem Kraute den Titel yerva tussera, Hustenkraut, gegeben.

Auricula ursi heist es, dieweil man haben will, ob solte eine Gleichheit zwischen den Blättern dieses Gewächses und den Bährenohren zu befinden seyn.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 129-130.
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