Bryonia

Brÿonia.
Brÿonia.

[186] Bryonia.

Bryonia, frantzösisch, Bryone und Couleuvrée, teutsch, Gichtrübe, Zauntrübe, ist ein Gewächs, dessen es zwey Hauptsorten giebet. Die erste heisset

Bryonia, Trag. Ges.

Bryonia alba, Dod.

Vitis alba sylvestris, Ges. Hort.

Bryonia aspera, sive alba baccis rubris, C.B. Pit. Tournef.

Vitis alba, Matth. Fuchs.

Vitis alba sive Bryonia, J.B.

teutsch, weisse Stickwurtz, Hundsrübe.

Dieses treibet hart und dünne, ästige, rauche Stengel, die in wenig Tagen gar hoch wachsen, dieweil sie Gäbelein haben, damit sie sich an die beistehenden Gewächse anhängen und herum wickeln. Die Blätter sehen wie das Weinlaub, sind jedoch weit kleiner, rauch, rauh und weißlicht. Die Blüten sind klein, weiß und stehen Träubleinweis beysammen: eine jede sieht wie ein kleines Becken, das unterschiedlichemahl zerkerbet ist, und auf einem Kelche stehet, der so veste daran klebet, daß er unmöglich herunter zu bringen. Die Früchte sind kleine runde Beeren, so groß als die Hollunderbeer, die sind anfangs grün, werden aber roth, wann sie zeitig. In diesen Früchten befindet sich ein gelber Saft, der schmeckt nicht gut, nebst einigen ovalen und spitzigen Samenkörnern. Die Wurtzeln sind lang, viel dicker als der Schenckel eines Kindes, weiß und gelblicht, fleischicht und saftig, schmecken scharff und bitter.

Die andere heist

Bryonia alba baccis nigris, C.B. Pit. Tournef.

Bryonia nigra, Dod.

Vitis nigra, Cord. in Dioscorid.

teutsch, schwarze Stickwurtz.

Diese ist von der andern nur darinn unterschieden, daß ihre Beeren eine schwartze Farbe überkommen, wann sie sind reiff geworden, und ihre Wurtzel wie Buchsbaum inwendig siehet.

Beyde Arten wachsen in den Hecken, an den Mauern; ihre Wurtzeln werden alleine zur Artzney gebraucht, insonderheit der ersten ihre. Sie führen viel phlegma, Oel und Saltz.

Sie führen viel Schleim aus durch den Stuhlgang und Urin: eröffnen die Verstopffungen unbefördern[186] die weibliche Reinigung; treiben auch die Nachgeburt bey den Kindbetterinnen: dienen desgleichen zur Engbrüstigkeit.

Bryonia kommt vom Griechischen βρύω, das heist soviel als ein Hauffen; als ob man spräche ein Kraut oder Gewächs, das in wenig Zeit sehr viel Stengel treibet.

Vitis alba, dieweil die Zaunrübe dem Weinstock gleichet, und ihre Blätter weiß sehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 186-187.
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