Cariophylli

Caryophÿlli.
Caryophÿlli.

[248] Cariophylli.

Caryophylli, sive Garyophylli, frantzösisch, Gerofles und Clous de Gerofles, teutsch, Näglein oder Nelcken, Würtznäglein, Würtznelcken, sind die Früchte, oder die vertrockneten und hart gewordenen Blüten eines indianischen Baumes, dessen[248] Blätter lang, ziemlich breit und spitzig sind. Wann die Frucht beginnet sich zu zeigen, so ist sie weißlichtgrün, hernach wird sie braunroth, und wird drauf immer bräuner, ie mehr sie zeitiget, so wie wir sie zu sehen bekommen. Sie wird von den Bäumen geschüttelt, weil aber allzeit etliche gar veste dran behangen bleiben, so nehmen sie an Grösse also zu, daß sie so dicke werden, als ein Daumen: daran findet sich alsdann ein Gummi, welches hart und schwartz ist, wolriechend und von würtzhaftigem Geschmack. Diese dicken Würtznäglein heissen auf lateinisch Anthophylli, frantzösisch, Meres de Gerofles, teutsch, Mutternelcken: sind iedoch ziemlich rar. Ein und andere Autores verlangen sie zwar in ihren aufgeschriebenen Recepten; allein, es werden dafür die gemeinen Nelcken genommen.

Die Würtznelcke hat die Gestalt und Forme eines Nagels, und wird deswegen auf frantzösisch Clou de Gerofle genant: das dürffte nach dem teutschen lauten, ein Nagel von der Würtznelcke: und vielleicht ist das auch die Ursach, daß sie sind im teutschen Näglein tituliret worden. Man soll sie erwehlen, wann sie fein dick und völlig sind, frisch und gantz, braun von Farbe oder dunckel, stracks zu zerbrechen, sehr starck riechend, und von beissenden, würtzhaftigen Geruch. Sie führet viel ziemlich starckes Oel und flüchtiges Saltz.

Sie stärcket das Hertz, das Haupt und den Magen: widerstehet allen bösen und giftigen Feuchtigkeiten, zertreibet den groben und dicken Schleim im Hirn, erleichtert das Auswerffen, und lindert das Zahnweh.

Caryophyllus kommt von κάρυον, juglans, ein Nußbaum, und φύλλον, folium, ein Blatt, als ob man sagen wolte, Nußbaumlaub, dieweil des Nägleinbaumes Blätter dem Nußbaumlaube nicht unähnlich sehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 248-249.
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