Cohyne

[326] Cohyne.

Cohyne, Theveto, ist ein Baum, der in America, im Lande der Cannibalen wächst. Sein Laub siehet den Lorbeerblättern gleich. Die Frucht ist so dicke, wie eine mittelmäßige Citrulle, und als ein Strausseney formiret, so gar schön anzusehen, insonderheit, wann der Baum derselben voll ist: doch wird sie nie gegessen. Die Cannibalen machen kleine Geschirre draus, die sie vornemlich bey ihrem Götzendienste brauchen: sie hölern dieselbigen aus, füllen sie voll Maitz und ander Gesäme, auch wol mit kleinen Steinen, und bestecken sie auswendig mit allerhand Federn zum Zierath; hernach machen sie unten ein Loch darein, stossen einen kleinen Stock in dasselbige, und stecken es in die Erde. Diese also zugerichteten Früchte nennen sie Maraka auch Tamaraka, und sind gewohnet, dererselben drey oder vier Stück in ihren Cabanen oder Hütten mit sonderlicher Ehrerbietung zu unterhalten. Sie glauben, wann sie diese Frucht in den Händen herum drehen, und vernehmen ein Geräusche; weil die Körner und Steinlein drinne sind; daß sie mit ihrem Toupan, das heist, mit ihrem Gotte reden, und Antwort[326] von ihm bekommen. In diesem Aberglauben werden sie von ihrem Paigi, Wahrsager oder Götzenpfaffen unterhalten, als welcher ihnen veste einzubilden weiß, daß sie vermittelst des Tabacrauches, ein und anderer Beschwerung und dergleichen Narrenpossen mehr, ihrem Tamaraca eine recht göttliche Kraft zu wege brächten.

Das inwendige, oder das Fleisch von dieser Frucht ist gut das Kopfweh zu stillen, wann es zerquetscht und aufgeleget wird.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 326-327.
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