Filix

[459] Filix.

Filix, frantzösisch, Fougere, teutsch, Fahrenkraut, oder Farnkraut, Farn, ist ein Gewächse, dessen es gar viele Sorten giebet: ich werde hier nur zwey beschreiben, die zur Artzney gebrauchet werden.

Die erste heisset

Filix mas vulgaris, Park.

Filix non ramosa dentata, C.B. Pit. Tournef.

Filix vulgo mas dicta, sive non ramosa, J. B.

Dryopteris, Matth. in Epist. & Lugd.

Filix mas dicta, seu non ramosa, Raji Hist.

Filix mas non ramosa pinnulis latis, densis, minutim dentatis, Ger. emac.

frantzösisch, Fougere mâle.

teutsch, Fahrenkraut, das Männlein.

Die stöst aus ihrer Wurtzel grosse, breite Blätter, welche rauh und harte sind, leicht zu zerbrechen, grün und von starckem, lieblichen Geruch, ohngefehr anderthalben Fuß lang, wie Flügel ausgebreitet, bestehen aus einem gantzen Hauffen anderer und kleiner Blätterlein, oder sind bis an den Stiel hinein zerkerbet. Sie tragen so wenig merckliche Blüten, als wie die andern Sorten von dem Fahrenkraute; der untere Theil aber ist als wie mit röthlicht braunen Staube überdecket, den Cæsalpinus und viel andere Botanici, nicht ohne Ursach, für ihren Samen angesehen haben, indem sie in acht genommen, wie daß das Land, auf welches Farnkrautblätter hingeworffen worden, dergleichen kleine Pflantzen fortgebracht. Der Herr Tournefort aber hat folgendes daran, vermittelst eines Vergrösserungsglases, beobachtet, welches dann den gantzen Streit entscheidet, und er in seinem Buche angeführet hat.

Dieses Kraut, spricht er, indem er von dem Fahrenkraute, dem Männlein, handelt, bringt seine Früchte unten auf den Blättern, woselbst sie oftermahls in zweyen Reihen, der Länge nach an den Einschnitten, angeordnet zu befinden sind. Sie haben die Figur eines Hufeisens, liegen unmittelbar auf diesen Blättern, und sind hinten gleichsam drauf genietet. Jedwede Frucht ist mit einer bucklichten erhabenen Haut, die als wie schupigt siehet, überzogen. Dieselbe wird folgends welck, runtzelt sich zusammen, und rollet sich mitten auf der Frucht gantz klein in einander: sodann lässet sie einen gantzen Hauffen ovalrunder Hülsen oder Bläslein sehen, welche bey nahe um und um mit einer Schnure Paternosterkörner eingefasset sind: wann dieses kürtzer wird, oder sich zusammen ziehet, so öffnet sich die Hülse nach der Queere, gleich als durch eine Feder und wirfft einige zarte Samenkörnlein von sich.

Die Wurtzel dieses Fahrenkrautes ist dicke, und[459] gleichsam ein zusammen gesammleter Hauffen dicker und fleischigter Zasern, die an einander gefüget und schwartz sind. Dieses Gewächse treibt keinen Stengel: es liebet verdeckte Oerter, wo es bergicht und steinig ist.

Die andre wird genannt

Filix fœmina, Dod. Ger. Raji Hist.

Filix fœmina vulgaris, Park.

Filix fœmina major & prior, Trag.

Filix sylvestris, Brunf.

Filix ramosa major pinnulis obtusis non dentaris, C.B. Pit. Tournef.

Filix fœmina seu ramosa repens, J. B.

Thilypteris Filix fœmina, Cord. in Diosc.

frantzösisch, Fougere femelle.

teutsch, Fahrenkraut, das Weiblein.

Die treibet einen Stengel zu fünff und sechs Schuh hoch, der ist gerade, vest und dichte, ein wenig eckigt, ästig und mit Marck angefüllt. Ihre Blätter sind wie Flügel und wie an dem Männlein Fahrenkraut geordnet, nur daß sie kleiner sind, stumpf und uneingeschnitten, obenher grün, unten weißlicht. Die Wurtzel ist länglicht, etwan so starck als der kleine Finger, auswendig schwartz, inwendig weiß, kriecht in der Erde herum, und ist voll schleimigen Saftes, von bitteren Geschmack. Dieses Kraut wächst an den Wegen, in düstern Forsten, im Holtze, an wüsten und unfruchtbaren Orten.

Eine ist wie die andere von Geschmack bitter und etwas anziehend, beyde aber führen viel Saltz und Oel, wenig phlegma. Sie werden zu Asche gebrannt, und das Saltz heraus gezogen, davon wird ein Glas bereitet und Ver de fougere, Fahrenkrautglas genennet. Die Asche wird auch auf das Land gestreuet, und dasselbige damit gedünget, dann ihr Saltz tringet hinein, und machet es desto fruchtbarer. Die Wurtzeln des Fahrenkrautes werden zur Artzney gebraucht, insonderheit die von dem Männlein; die von dem Weiblein soll gut seyn die Würmer zu tödten.

Sie ist trefflich gut zum eröffnen, treibt den Urin, dient zu der Miltzbeschwerung, die Verstopfung zu heben, und zu der Wassersucht. In Hungersnoth machen einige Brod davon.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 459-460.
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