Opulus

[811] Opulus.

Opulus, frantzösisch, Obier und Opier, teutsch, Wasserholunder, niedriger Holunder, ist ein Strauch, dessen es zwey Sorten giebet.

Die eine heisset

Opulus, Ruelli. Pit. Tournef.

Sambucus aquatica, Trag. Matth.

Sambucus aquatica, flore simplici, C.B.

Sambucus aquatica, J.B. Raji Hist.

Sambucus aquatilis, sive palustris, Ger.

Sambucus palustris, Dod.

Sambucus palustris, sive aquatica, Park.

Seine Aeste sehen als wie des Holunders, haben in gemessener Weite Knoten, sind mit einer aschengrauen Schale bedeckt, voll Marck und gar sehr brüchig. Die Blätter sind breit und wincklicht, fast wie das Weinlaub, iedoch viel kleiner und viel weicher. Der Blüten hat er zweyerley, die etwas riechen und wie Umbellen stehen. Die aussen herum sind viel grösser als die innern und gar schön weiß von Farbe. Sie sehen aus als wie kleine Rädlein von fünff Theilen, welche in ihrer Nabe oder Loche den [811] pistillum aufnehmen, der mitten aus dem Kelch entspriesset: alleine, diese Blüten hinterlassen keine Samen. Die Blüten in der Mitten der Umbellen sind viel kleiner, und sehen als wie kleine Schälgen in fünff Theil zertheilt, an deren Grund ein Loch zubefinden, darinne die Spitze des Kelches steckt. Wann diese Blüten vergangen sind, so wird aus dem Kelche eine Beere, die ein wenig dicker als wie die Holunderbeeren und weich: sie wird immer röther, wann sie reiffet, und schmeckt nicht gar zu angenehm. Sie beschliesset einen gantz platten Samen, der harte ist und wie ein Hertze ausgeschnitten. Dieses Gewächse wächst in den Morasten.

Die andere Sorte heist

Opulus flore globoso, Pit. Tournefort.

Sambucus aquatica flore globoso, C.B.

Sambucus aquatilis 2. Dod. mas. Cam.

Sambucus aquatica polyanthos, Tab.

Sambucus rosea, Ger. Eyst. J.B.

Sambucus palustris, vel aquatica hortensis, Ges. hort.

teutsch, Schneeballen.

Dieser Strauch ist von dem vorigen darinne unterschieden, daß seine Blätter rund und als wie eine dicke Kugel oder Ballen bey einander stehen, insgemeine weiß aussehen, und auch bisweilen purperfarbig. Er wächset in den Gärten, und an feuchten, morastigen Orten. Diese Gewächse werden nicht zur Artzeney gebraucht.

Ihre Schale eröffnet und führet linde ab.

Opulus, quod viti ferat opem; weil er dem Weinstock Nutzen bringen soll.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 811-812.
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