Solen

[1061] Solen.

Solen.

Dactylus.

Digitus.

teusch, Nagelschulpe, Nagelschale.

[1061] Ist eine Art Schneckenschalen, etwas länger als ein Finger und dicker als ein Daumen, bestehet aus zweyen Stücken, die mit dem einem Ende an einander hangen, hol sind, wie eine Rinne, oben aber erhaben, wie ein Bogen am Gewölbe, und dünne, sehen aus als wie ein Messergestecke, oder als wie eine kleine Kiste oder Koffer, sind glatt und gleissend, auswendig weiß oder blaulicht, inwendig weiß. Rondelet theilet sie ein in Männlein und Weiblein. Das Männlein ist grösser, und siehet blaulicht, oder als wie Schieferstein: das Weiblein ist kleiner, weiß oder bräunlicht. Beyde Arten finden sich gemeiniglich auf dem Sande, am Ufer der Mittelsee, in Languedoc, Province und auf den Hieresinseln, bey Cete. Sie werden auch auf der Küste von Normandie gefunden, doch sind dieselbigen viel länger und viel dicker, als wie die in der Normandie, weiß, und etwas purperfarbig. Alle durchgehends beschliessen einen kleinen Fisch, von gleicher Figur, der, wann er seine Nahrung suchen will, seinen Kopf aus einem Loche heraus stösset, welches nicht daran gehänget ist, und ziehet ihn wiederum hinein, wie die Schildkröte thut. Dieser Fisch ist gut zu essen, dafern er nur recht wol gereinigt wird, dann er sehr viel Sand bey sich führet. Sein Fleisch ist etwas schleimig, und giebt bisweilen einen Schein von sich, als wie ein phosphorus.

Die Schale ist alkalinisch, zertheilet, trocknet, eröffnet, wann sie wird innerlich gebrauchet. Es wird ein halber Scrupel bis auf ein Paar gantze auf einmahl eingegeben. Sie wird auch bisweilen äusserlich gebraucht, und unter ein und andere Wachspflaster oder Salben, an statt der Zahnschnecken, welche rar sind, genommen.

Diese Art der Schneckenschalen wird Dactylus und Digitus genannt, dieweil sie wie ein Finger siehet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1061-1062.
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