Blumen

[184] In der gelben Tonvase waren die trocknen Veilchen und in der grünen die blühenden weißgelben Fresien in Wasser. Und eines Nachts sagten die Fresien zu dem Veilchenstrauße: »Du Verdorrtes, siehe, meine Dame hat dem Dichter ihr Letztes gegeben, ihr Alles, darum werden wir nun behütet, blühen in Wasser und duften und erfreuen ihn – –.« Der Veilchenstrauß erwiderte nichts, denn seine Dame hatte wirklich nichts gespendet als ihn selbst. Er war dürr und ohne Wasser. Aber siehe, er war hergerichtet also von dem Dichter für die Ewigkeit seiner Tage und absichtlich ohne Wasser gelassen. Er lebte viel, viel länger als die blühenden duftenden für den Tag und die Stunde betreuten Fresien. Er lebte, wenn auch dürr und ohne Wasser, von dem ewigen Leben gleichsam der unerfüllten Sehnsuchten.[184]

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Peter Altenberg: Märchen des Lebens. Berlin 7–81924, S. 184-185.
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