Dokumente der Seele

[154] 22./6. 1917.


Heute abends schickte ich ihr diese Karte ins Haus.


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Grete Humburger,

weißt Du es, ahnst Du es,

daß in der einen Stunde, da ich Dich im regnerischen abendlichen Volksgarten vor mir in unbeschreiblicher Anmut, Du süßeste 13jährige, »Dióbolo« spielen sah, meine Seele sich läuterte, sich reinigte von unermeßlichen Bedrängnissen, und ich meine »bisherige Geliebte« liebevoll-gutmütig dem Anderen innerlich überließ?!? Grete Humburger, 13jährige, Du wirst es nie erfahren, daß ich seit dieser Stunde mein »Schicksal« tragen kann, durch Deine unbewußte Kinder-Gnade!!!


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[154]

Für Fräulein Grete Humburger.

Ich sende ihr seit diesem ewig unvergeßlichen Abende täglich eine solche Blumen-Ansichts karte, nur mit »Datum« und »P.A.«. Bis die Eltern es mir verbieten werden! Heil der holdesten Anmut dieser anmutlosen Welt!


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Heute Abend, 6 Uhr, es regnete ein bißchen, erblickte ich, mir gerade gegenüber auf einem der grünen Sessel das herrliche unbeschreiblich anmutig »Dióbolo« spielende Kind Grete Humburger, 13 Jahre alt, Wien IX, Berggasse 19, das mich um ein »Autogramm« bat!

Beginn eines neuen tiefen Seelen-Lebens, aus Wochen langer banger Erkrankung. Ihr Blick, ihre Bewegungen rühren mich zu Tränen. Sie sei bedankt, gesegnet. Sie verhilft mir, wieder P.A. zu werden!

Dies ist meine Sesselkarte, ihr gegenüber.


Dokumente der Seele

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 154-155.
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