Radikalismus der »Fremden«

[197] Ein Kind hat Einen durch seine »Anwesenheit« nicht nur nicht zu stören, verlegen zu machen, zu »erzwungener Liebenswürdigkeit« zu nötigen, sondern es muß im Gegenteile sogleich aus einem bisher gewöhnlich, ganz gewöhnlich dahintrottelnden Menschen plötzlich sofort einen begeisterten Dichter machen können! Ohne die fade Elternliebe, [197] von selbst, durch die mysteriöse Persönlichkeit des fremden Kindchens, ein »begeisterter Anhänger«, ja, ein tiefer »Freund dieser kleinen Seele« sogleich zu werden, darum handelt es sich bei Uns Künstler-Menschen!

Ihr Anderen werdet Uns nichts einreden, außer Das, was wir leider genugsam von Euch bereits wissen, daß Ihr nämlich keine Künstler-Menschen seid! Irgendwo rankt Ihr Euch notdürftig fest, irgendwie, irgendwann, aber vom »Leben der objektiv begeisterungsfähigen Seele« habt Ihr leider Gott sei Dank keine blasse Ahnung! Wenn Ihr wenigstens es honett zugäbet!? Aber nein, Ihr wollt sogar konkurrieren mit unserer Seele, ha ha, hi hi, hia! Diese einzige Geschicklichkeit, Euch Uns zu unterwerfen, gerade diese wichtigste fehlt Euch!!!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 197-198.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]