LXIII.

[59] 1. Mein gemüt und blüt,

ist gar entzündt,

mit lieb entbrint,

und ficht mit macht,

in hoher acht,

bey dir zu sein,

mein keyserin,

Kein mensch ohn dich,

kan und mag erfrewen mich.


2. Lieb han und kan,

sonst anders kein,

denn dich allein,

schabab unnd unwerth,

sein jetzt auff erd,

all mutterkind,

die jrgend sind,

Kein mensch ohn dich,

kan und mag hertzlieb erfrewen mich.


3. Las mich dich lieb han,

nicht umbsunst,

dz schafft kein gunst,

macht auch kein mut,

mein gröstes gut,

denck selbs bey dir,

du mein höchste zier,[59]

Kein mensch ohn dich,

kan und mag hertz lieb erfrewen mich.


4. Freud oder leid,

wird an dir stahn,

mein höchste kron,

theil mir deine gnad,

kein freude ich hab,

wenn du von mir wenckest,

in leid du mich senckest,

Kein mensch on dich,

kan und mag hertz lieb erfrewen mich.


5. Rechte liebe und ube,

zu dir mein hort,

du schaffest sunst mord

in mir mit gewalt,

du mein auffenthalt,

hilff mir zu dir,

mit freuden schier,

Kein mensch ohn dich,

kan und mag hertz lieb erfrewen mich.


6. Mein hertz vom schmertz,

wird brechen mir,

ich von dir,

jetzt scheiden solt,

viel lieber ich wolt,

ehe leiden pein,

du mein schöne keyserin,

Kein mensch ohn dich,

kan und mag hertz lieb erfrewen mich.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 59-60.
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Gedichte und Satiren

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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

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