CVI.

[112] 1. Alhie auff dieser strassen,

da wohnt ein megdlein fein,

das bricht sich alle morgen,

drey schöner krentzelein.


2. Das eine das ist von rosen,

das ander von blümlein,

das dritte von grüner seiden,

das tregt die liebste mein.


3. Dein bülin wer ich gerne,

thet nur der kleffer zorn,

und würdens unser freund gewar,

wir müsten abelon.


4. Wol nach des kleffers zungen,

da ist kein fragen nach,

der einen stetigen bulen hat,

der gibt jm gerne nach.


5. Er gaht an diesem tantze,

ich will jhn nemen mit,

sein roter mund alleine,

der hat bezwungen mich.


6. Er zwinget mich also sehr mit seiner güt,

darumb so wil ich tragen

diesen sommerlang ein frey gemüt,

ein krentzlein grüne.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 112-113.
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