|
[159] 1. Gesang das wil ich heben an,
zu lob und ehren dem bawman
ich mags nit unterwegen lan,
der edle bawman hat mir guts gethone.
Ich preiß den bawman uberlaut,
der uns den wein und koren bawt,
den zwibel, rüben und das kraut,
die kicher, erbsen, linsen, muß und bonen.
Der bawman schön auffpflantzet, alle früchte,
nuß, öpffel, biren, aller welt genüge,
er mehret was der himmel hat umbfangen,
die kreuter jung und darzu alt,
wiewol es steht in gottes gewalt,
der bawman land und leut behalt,
wer nit der bawr, die welt werr baldt zergangen.
2. Der bawman kompt uns allen wol,
er füllt uns keller und kasten voll,
darumb man jhn auch loben sol,
und sagt jm billich preis und ehre.
Der bawr ist aller ehren werth,
er hat mir all mein freund ernehrt,
es stünd nit wol auff dieser erd,
wenn nit allein der edel bawman were.[159]
Des müs der bawman ewig selig wesen,
wie künd der pfarherr die heilig schrifft lesen,
wenn nit der edel bawman wer alleine,
durch den bawman wird uns bekent,
das leiden Christi durchs sacrament,
als wirds mit einander brechend,
zu trost der gantzen christenheit gemeine.
3. Noch mehr stand ich dem bawman bey,
ich mein das niemand edler sey,
denn Gott der herr und Christus darbey,
die haben beyde wol den höchsten preise.
Gott sey gelobt für alle ding,
darnach ich lob diesem bawman sing,
ist jemand hie an diesem ring,
den es verdreust, der düncket mich nicht weise.
Der keyser solt sich gen dem bawman neigen,
als ich im evangelio wil zeigen,
wie denn Christus selbs gesprochen hat,
ich bin ein guter hirt secht an,
mein vater ist ein ackerman,
wir christen sollen kein zweiffel han,
Gott selber sich dem bawman gleichen thete.
4. Der bawr trüg wol der ehren ein kron,
land und leut solt an jm stohn,
sein flegel hat ein süssen thon,
er machet freud, auff erden und im himmel.
Den bawman ich bas loben wil,
sein flegel gibt mir freuden viel,
ich hör jn für alle seytenspiel,
für lauten, harffen, orgeln, klaffenzimmer.
Man sagt wie könig und fürsten köstlich leben,
es ist gut dieweil der bawman hat zu geben,
schaff, hämmel, kälber und feiste rinder,
kapaunen, nennen, feiste gänß,
keß, eyer, schmaltz, manich gut gedens,
der bawman füllet uns allen die renß,
beyd arm und reich, bürger und bürger kinder.[160]
5. Die herren leben dick im sauß,
redlich in manches fürsten haus,
wer nit der bawr, es wer bald aus,
jr reicher schal und wirtschafft nem bald ende,
Führt jn der bawr nit täglich zu,
was sie bedörfften spat und frü,
es sey hie, oder anders wo,
gros zins und gilt, als sie beym bawman hende.
Gott geb dem bawman glück und heil auff erden,
und das wir alle mit jhm selig werden,
und mit jhm schawen Gottes angesichte,
dazu helff uns der todt Christi,
der mach uns aller sünden frey,
das hat gesungen Peter Frey,
und schenkt dem edlen bawman dis gedichte.
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro