CLVIII.

[206] 1. Und wölt jr hören singen,

singen ein newes lied,

von einem schreiber kleine,

er freyet ein megdlein reine,

fürwar, fürwar, fürwar,

fürwar, fürwar, er hat es lieb.


2. Er gab jr ein rot röcklein,

warumb so that er das,

kundschafft wolt er machen,

und bey dem megdlein schlaffen,

bey jr in jrem schlaffkemmerlein.


3. Des nachts wol umb die halbe nacht,

der schreiber kam daran,[206]

er klopffet mit seinem fingerlein,

wol auff des megdleins kemmerlein,

die thür ward auffgethan.


4. Da lagen die zwey bey einander,

das megdlein zu jm sprach,

und wenn man das verneme,

das ein kindlein nach keme,

wer sol der vater sein?


5. Ach mein hertz allerliebste,

und sorgt jhr für das kind,

das kind wil ich versorgen,

mit silber und mit golde,

ich wil der vater sein.


6. Und da die sach vollendet war,

nun rath wie fuhr es da,

der schreiber zog aus dem lande,

war das nit grosse schande,

fürwar es ist mehr geschehen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 206-207.
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