|
[252] 1. Es fleugt ein kleines waldvögelein,
der lieben zum fenster ein,
Es klopffet also leise,
mit seinem schnebelein,
Steh auff hertzlieb und las mich ein,[252]
ich bin so lang geflogen,
wol durch den willen dein.
2. Bistu so lang geflogen,
wol durch den willen mein,
Kom heint umb halber mitternacht,
so wil ich dich lassen ein,
Ich wil dich decken also warm,
ich wil dich freundlich schliessen
an meine schneeweisse arm.
3. Und das erhört ein wechter,
der an der zinnen stund,
Ich meint du werst ein jungfraw rein,
so hastu gelassen ein,
So hastu dir eingelassen
den reuter auff freyer strassen,
den allerliebsten dein.
4. So schweig gut wechter stille,
es gilt dir ein newes gewandt,
Von rotem gold ein fingerlein
an dein schneeweise hand,
Von silber auch ein halßband,
hilff reicher Christ vom himmel,
wie ist mir der tag so lang.
5. So ist kein tag so lange nit,
es wird wol wider nacht,
Hat mir ein braunes megdelein
ein schlaffen zugesagt,
Das megdelein das ist hübsch und fein,
solt ich heint bey jr schlaffen,
das wer der wille mein.
6. Solt ich heint bey jr schlaffen,
hertzlieb möcht es gesein,
Mein trawren wolt ich lassen,
wolt frisch und frölich sein,
Wolt haben einen guten mut,
durch meines bulen willen,
verzehret ich all mein gut.[253]
7. Und der uns dieses liedlein sang,
von newen gesungen hat?
Das hat gethan ein reuters knab,
Gott geb ihm ein selig jahr,
Er hats so frey gesungen,
er hat gar gros verlangen
nach der allerliebsten sein.
Buchempfehlung
Der junge Wiener Maler Albrecht schreibt im Sommer 1834 neunzehn Briefe an seinen Freund Titus, die er mit den Namen von Feldblumen überschreibt und darin überschwänglich von seiner Liebe zu Angela schwärmt. Bis er diese in den Armen eines anderen findet.
90 Seiten, 5.80 Euro