CCIIII.

[256] 1. Es war einmal ein junger knab,

der freyet eins königs tochter,

Er freyet sie lenger den sieben jar,[256]

ey sieben jar und das ist war,

er kund sie nit erfreyen.


2. Las ab, las ab du junger knab,

du kanst mich nit erfreyen,

Du kompst denn wenn es finster ist,

wenn niemand auff der gassen ist,

so wirstu eingelassen.


3. Da es nun auff den abend kam,

der knab der kam gegangen,

Er kam für liebes kämmerlein,

steh auff feins lieb und las mich ein,

wie du mir hast verheissen.


4. Was ich dir verheissen hab,

das wil ich dir nicht halten,

Du schwürest mir wol denn sieben eydt,

das dich kein man gesehen hat,

so wil ich dich einlassen.


5. Die sieben eydt schwer ich dir nit,

ich schwer dir nicht so thewre,

Es möcht einer in eim winckel stahn,

möcht mich und dich gesehen han,

möcht mich und dich verrhaten.


6. Das megdlein das war wolgemut,

die thür die war verschlossen,

Ich kam für liebes kämmerlein,

ich schwang mich unter der tugent hinein,

das megdlein hub an zu lachen.


7. Das lachen das du jetzund thust,

das wird dich wol gerewen,

Du gehst mit einem kindlein,

wer wil es denn der vater sein,

wer wil dirs helffen ziehen.


8. Geh ich mit einem kindlein,

darumb ist mir nicht leide,

Ich hab daheim ein vater reich,[257]

der wird mir ziehen mein kindelein,

damit es wird erzogen.


9. Ey der uns dieses lied gesang,

von newem hat gesungen,

Das hat gethan ein reuter gut,

er sangs aus frischem freyem mut,

ist jm gar wol gelungen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 256-258.
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