215.

[69] Einsmals war obgedachter Gaulard im sommer bey einem wollüstigen zum abend-essen gebeten worden /welcher ihm eyß in seinen wein werffen ließ. Weil nun Gaulard einem seiner guten freunde / der ebenfalls sehr leckerhafft war / von dem eyß in seinem hause zu kosten geben wolte / so steckte er heimlich ein stücke davon in den schub-sack. Als er hernach diesen guten freund bey sich hatte / sagte er zu ihm: Ich will euch einen kühlen trunck zu kosten geben. Hiermit steckete er die hand in den schub-sack / wurde aber gewahr / daß sein schnupff-tuch von dem geschmoltzenen eyß gantz naß war / iedennoch bildete er sich ein / es würde geschmoltzen eben solche würckung thun / als zuvor / drum rang er das schnupff-tuch mit der hand aus / und ließ es in seines gastes glaß lauffen.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 69.
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