262.

[86] Ein alter hauptmann / welcher von grossem ansehen /darbey aber sehr dick und schwer von leibe war / ritte einsmals in gesellschafft eines jungen Fürsten und einiger anderer jungen herren ins feld / und saß auf einem kleinen pferde / auf welchem er sehr hin und wieder wanckte / weil ihn bereits ein hohes alter druckte. Mit diesem wolte der junge Fürste seinen schertz treiben / und sagte zu ihm: Fürwahr / mein herr / wer euch[86] also zu pferde sehen solte / der würde euch an geberden und gestalt vor einen leibhafftigen fleischhauer halten; und nicht ohne ursache / antwortete der hauptmann: Denn ich führe anitzo kälber auf den marckt. Worauf der Fürst versetzte: Ich bin in wahrheit redlich bezahlt / ihr seyd mir nichts mehr schuldig.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 86-87.
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