412.

[151] Ein Edelmann hatte sich in eine Dame verliebt / und dannenhero folgende zeilen auf eine schreib-tafel gezeichnet:


Il n'est rien, qui me contente

Absent de ma divinité.


Von meiner gottheit abgetrennet

Ist nichts / das nicht mein hertz betrübt.


Dieses ließ er auf dem tische seiner geliebten liegen /damit sie selbiges bey ihrer rückkunfft lesen möchte; Allein ihr vetter kam eher in das zimmer / als sie /welcher alsofort diese zwey zeilen hinzu that:


N'appelles pas ainsi ma tante,

Elle aime trop l'humanité.


[151] Ihr habt diß kind nicht recht genennet /

Weil es die menschheit hertzlich liebt.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 151-152.
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